Nicht nur Grüne fordern, dass Heizungen runtergedreht werden
Auch Schweiz soll frösteln für den Frieden

Parlamentarierinnen und Parlamentarier fordern den Bundesrat auf, Massnahmen gegen die Abhängigkeit vom russischen Gas zu treffen. Auch jede und jeder einzelne soll einen Beitrag leisten – und weniger heizen.
Publiziert: 14.03.2022 um 15:23 Uhr
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Den Thermostat runterdrehen, um die Abhängigkeit vom russischen Erdgas zu senken: Auch in der Schweiz wird diese Forderung laut.
Foto: imago images/teamwork

Die Einwohnerinnen und Einwohner von Rom müssen sich wegen des Kriegs in der Ukraine wohl bald warm anziehen. Der Stadtpräsident der italienischen Hauptstadt hat laut Medienberichten vor, die Heizungen um zwei Grad runterzudrehen. In privaten und öffentlichen Gebäude soll es höchstens noch 18 Grad warm sein, so die Pläne der römischen Regierung. In anderen italienischen Städten sind ähnliche Verfügungen geplant.

Und auch in der Schweiz steht die Massnahme zur Debatte. Frösteln, um die Abhängigkeit vom russischen Gas zu minimieren: Nicht nur die Grünen können sich für diesen Vorschlag erwärmen.

Pulli anziehen statt heizen

Die Aargauer Mitte-Nationalrätin Marianne Binder (63) ruft dazu auf, nun freiwillig den Thermostat runterzudrehen. Sie schlägt dem Bundesrat vor, eine Energiespar-Kampagne zu lancieren – mit ganz konkreten Ratschlägen an die Bevölkerung. «Statt die Wohnung stark zu heizen, kann man auch einfach mal einen wärmeren Pulli anziehen», findet sie und betont, sie meine dies durchaus auch selbstkritisch. «Wir alle können einen Beitrag leisten, um die Abhängigkeit von fossilen Energien zu verkleinern.» Ein Beitrag zum bewussteren Umgang mit unseren Ressourcen, der nicht nur vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs viel Sinn ergebe.

Grünen-Präsident Balthasar Glättli (50) fordert den Bundesrat ebenfalls auf, Massnahmen zur Senkung des Energieverbrauchs zu ergreifen. In der Fragestunde des Nationalrats will er heute Montag von Umweltministerin Simonetta Sommaruga (61) wissen, welche rasch umsetzbaren Energiesparmassnahmen der Bundesrat sieht und wie man dazu steht. Glättli schlägt eine Senkung der Raumtemperatur um ein bis zwei Grad vor. Pro Grad, um das man die Heizung runterdreht, lassen sich gemäss Bundesamt für Energie bis sechs Prozent Heizungskosten sparen. Rund die Hälfte des Gases, das in der Schweiz verbraucht wird, kommt aus Russland.

Den Grünen schlagen ausserdem schweizweit autofreie Sonntage vor, wie es sie zuletzt 1973 im Zuge der Ölkrise gab. Auch das Dimmen oder Abschalten von Strassenlaternen an Nationalstrassen ist eine Massnahme, die Glättli ins Spiel bringt.

SVP fordert Entlastung für Autofahrer

Auch die SVP macht sich für staatliche Massnahmen stark – allerdings ganz anderer Natur. Statt das Energiesparen zu fördern, soll der Bundesrat an den Preisen für Gas, Benzin, Heizöl und Strom schrauben. Der Thurgauer SVP-Nationalrat Manuel Strupler (41) schlägt Steuerreduktionen, eine vorübergehende Streichung der CO2-Abgaben oder die Freigabe von Pflichtlagern vor, um die Folgen der Preiserhöhungen für Privathaushalte, Gewerbe und Industrie abzufedern.

SVP-Nationalrat Mike Egger (29) und zwei weitere SVP-Vertreter haben am Montag eine Petition lanciert, die die Halbierung der Mineralölsteuer auf Benzin und Diesel bis Ende Jahr fordert. Das würde eine Reduktion des Spritpreises um knapp 40 Rappen bedeuten.

Unterstützung erhält die SVP von Mitte-Fraktionschef Philipp Matthias Bregy (43). Er spricht sich ebenfalls dafür aus, die Mineralölsteuer zu senken, um das Portemonnaie der Autofahrer zu entlasten, wie er gegenüber der «NZZ am Sonntag» sagte. Eine Massnahme, gegen die sich das links-grüne Lager allerdings mit Händen und Füssen wehren wird. (hal)


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