Begleitet uns Corona noch weit über den nächsten Herbst und Winter hinaus? Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) stellt sich schon mal darauf ein. Damit die Schutzmassnahmen gegen das Virus nicht vergessen gehen, will das Amt die Corona-Informationskampagne auch 2023 weiterführen.
Den Auftrag für eine solche Kampagne und eine neue Corona-Kommunikationsstrategie hat der Bund vor wenigen Tagen öffentlich ausgeschrieben. Je nach Notwendigkeit will das BAG die Covid-Kampagne sogar bis 2026 verlängern, wie aus der Ausschreibung hervorgeht.
30 Millionen ausgegeben
Den bisherigen Slogan «So schützen wir uns», der einem auf allen Plakaten, in Werbespots und Inseraten begegnete, will das BAG dabei möglicherweise kübeln und frischen Wind in die Corona-Kampagne bringen. Wie viel sich der Bund die neue Kommunikationsstrategie kosten lässt, ist noch nicht bekannt. Interessierte Agenturen können jetzt ihre Offerten einreichen.
Fast 30 Millionen Franken hat der Bund in den letzten Jahren für die Corona-Kommunikationsmassnahmen ausgegeben. 32 Kampagnen zum richtigen Verhalten und acht Impf-Kampagnen wurden laut dem BAG unter dem Dach der nationalen Kampagne durchgeführt – zum Beispiel für den Booster, als Erinnerung an die Massnahmen im Sommer oder speziell, um Junge anzusprechen. Zum Vergleich: Für die geplante Stromspar-Kampagne des Bundes, die im Herbst lanciert werden soll, will der Bund gerade einmal zwei Millionen Franken ausgeben, berichtet die «NZZ am Sonntag».
Vorbereitungen für Herbst-Kampagne laufen
Entwickelt hat die BAG-Kampagnen die Zürcher Werbeagentur Rod. Ob man sich erneut für den Auftrag bewirbt, ist laut Mitinhaber David Schärer noch nicht entschieden. «Wir müssen das zuerst noch diskutieren», sagt er.
Aktuell bereitet die Werbeagentur im Auftrag des BAG die Corona-Infokampagne für den nächsten Herbst vor. Man arbeite an verschiedenen Varianten, je nach Pandemie-Entwicklung und Impfempfehlung, teilt die Behörde auf Anfrage mit. Was mögliche Massnahmen wie Masken- oder Zertifikatspflicht betrifft, sieht der Bund nun zwar die Kantone in der Verantwortung. Zumindest kommunikativ will er diese aber offenbar weiterhin unterstützen.
Die grössten Flops
Für Werbeagenturen ist der BAG-Auftrag mit Prestige verbunden. Was sich auch daran zeigt, dass Rod-Mitgründer David Schärer 2021 von der Branche zum Werber des Jahres gekürt worden ist. Dabei ging der Schuss mehr als einmal nach hinten los.
Im Corona-Herbst 2021 versuchte das BAG etwa mit Blödel-Videos, Junge von der Impfung zu überzeugen. Zu sehen war beispielsweise ein junger Mann, der sich einen brennenden Feuerwerkskörper in die Hose steckt. Die Botschaft: Es gibt Dümmeres als eine Covid-Impfung. Woraufhin sich das BAG die Kritik gefallen lassen musste: Es gibt auch Schlaueres als diese Botschaft.
Wie ausserdem bekannt wurde, hatte man sich das Jahr zuvor überlegt, mit dem Slogan «Sei kein Arsch!» Junge zum Impfen zu bewegen. Schliesslich entschieden sich die Verantwortlichen für ein braveres, aber inhaltlich ebenfalls etwas fragwürdiges «Mach's einfach!». (lha)