Die beiden Parteien mit dem «Grün» im Namen stellen künftig 44 von 200 Nationalräten!
Für Schweizer Verhältnisse hat dieses Resultat historische Ausmasse. Grüne: 13 Prozent Wähleranteil (+5,9), Grünliberale 7,9 Prozent (+3,3), Stand der Hochrechnungen gestern Abend.
Eine grüne Welle wurde erwartet. Gekommen ist eine grüne Flut: In Zürich haben Grüne und Grünliberale ihre Anzahl Sitze mehr als verdoppelt. In Glarus ersetzt ein Grüner den bisherigen SVP-Ständerat. In Genf werden die Grünen gar zur stärksten Partei! Positive Nachrichten noch und noch für Parteichefin Regula Rytz (57), selbst sie ist vom Ausmass überrascht.
Seit Monaten dominiert der Klimawandel die politische Debatte. Die Demonstration von Bern mit rund 100'000 Teilnehmern vor drei Wochen war ein Vorbote der grünen Flut.
Grün ist zum Lifestyle geworden. Grün ist in. Doch Grün ist nicht gleich Grün: Grüne und Grünliberale eint einzig das «Grün» in ihren Namen. Sonst liegen sie so weit auseinander wie SP und FDP.
Die Grünen wollen den Klimawandel mit Verboten und Vorschriften stoppen: Sie kämpfen für weniger Flugreisen, für Vegi-Burger statt Rindsfilet, für teureres Benzin. Die Grünen sind eine linke Partei – für mehr Regulierungen, mehr Abgaben, mehr Staat.
Die Grünliberalen wollen den Klimawandel mit technischem Fortschritt, aber ohne Verzicht stoppen. Sie sind eine liberale, bürgerliche Partei – für eine freie, aber ökologische Wirtschaft, für viel Selbstbestimmung und wenig Staat.
Die Wähler der Grünen haben sich für ein anderes Weltbild entschieden als die Wähler der Grünliberalen. Aber sie haben eine gemeinsame Forderung: Die Politiker sollen den Klimawandel ernst nehmen und Massnahmen ergreifen.
Wie grün die Schweizer Politik der nächsten Jahre allerdings sein wird, hängt von drei Fragen ab:
Erstens: Sind sich die Wähler bewusst, dass grüne Politik Auswirkungen auf ihr eigenes Leben hat? Sind sie wirklich bereit zu verzichten, mehr zu zahlen, ihr Leben zu verändern, wenn es um konkrete Massnahmen gegen den Klimawandel geht?
Zweitens: Gelingt es den Grünen, ihren Wahlsieg in eine mehrheitsfähige Politik umzumünzen? Als abschreckendes Beispiel möge ihnen die rechtsbürgerliche Mehrheit von 2015 dienen: Diese ist mit viel Siegesgeheul angetreten und dann mit Ach und Krach gescheitert.
Drittens, und das werden wir erst 2023 sehen: Ist Grün ein tiefgreifender Wandel in unserer Gesellschaft? Oder bloss ein Hype wie die Reaktion auf die Flüchtlingswelle 2015? Wird ein anderer Hype die nächsten Wahlen prägen und neue Wahlgewinner schaffen?
Die Schweiz stand jahrzehntelang für unerschütterliche Stabilität mit höchstens sanften Ausschlägen in den Wählerstärken. Vielleicht sind wir gerade daran, ein ganz normales Land zu werden, was bedeuten würde: Wer das Thema der Stunde besetzt, fährt einen riesigen Erfolg ein.
Am 20. Oktober finden die eidgenössischen Parlamentswahlen in der Schweiz statt. Die insgesamt 200 Sitz im Nationalrat werden nach Anzahl Bevölkerung auf die Kantone verteilt und müssen neu gewählt werden. Auch die 46 Sitze des Ständerats werden neu vergeben.
BLICK bietet rund um die Uhr die aktuellsten Informationen zum Wahlkampf, der politischen Themenagenda der Parteien und Kandidaten, der Sitzverteilung im Parlament und den Wahlergebnissen.
Am 20. Oktober finden die eidgenössischen Parlamentswahlen in der Schweiz statt. Die insgesamt 200 Sitz im Nationalrat werden nach Anzahl Bevölkerung auf die Kantone verteilt und müssen neu gewählt werden. Auch die 46 Sitze des Ständerats werden neu vergeben.
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