Das C der CVP muss weg
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Nächste Umfrage zeigt
Das C der CVP muss weg

So kann es nicht weitergehen, das ist für die CVP-Spitze klar. Viel zu viele Wähler hat die Partei in den vergangenen Jahrzehnten verloren. Besserung bieten könnte ein neuer Parteiname, zeigt eine Umfrage. Denn das C schrecke viele ab.
Publiziert: 29.06.2020 um 17:19 Uhr
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Aktualisiert: 09.07.2020 um 18:08 Uhr
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Das C sei für die CVP ein Handicap, sagt Meinungsforscher Lukas Golder. Es schrecke rund 80 Prozent der potenziellen Wähler ab.
Foto: Keystone
Daniel Ballmer

Das Resultat ist eindeutig. Die CVP hat kaum eine andere Wahl. Das C der Christlich-demokratischen Partei muss weg. «Es ist ein Handicap für die Partei», sagt Lukas Golder (45) vom Forschungsinstitut GFS Bern. Dieses hat für die Partei eine gross angelegte Umfrage bei Wählenden und Parteimitgliedern durchgeführt, die am Montag vorgestellt wurde.

Bei den Wählenden kommt ein Parteiname mit Bezug auf «christliche Werte» ganz schlecht an. «Vier von fünf Wählende haben uns angegeben, dass das C für sie ein Problem ist», sagt Golder. Für eine Volkspartei ist das viel zu viel. «Wenn wir Neuwähler gewinnen wollen, dann müssen wir uns öffnen, ergänzt Parteipräsident Gerhard Pfister (57).

Mehrheit tendiert zu Begriff «Mitte»

Deutlich mehr am Name CVP hängen die eigenen Parteimitglieder. Eine stolze Minderheit von 40 Prozent will das C beibehalten. Sie wünschen sich eine christliche Fundierung, die sich auch im Namen äussert. Doch auch in der CVP-Basis findet sich eine Mehrheit von 53 Prozent, welcher das C nicht wichtig ist. Sie würden einen Namen mit dem Begriff «Mitte» bevorzugen, wie BLICK bereits Mitte Juni exklusiv berichtete.

Damit würde der Weg frei für die Schaffung einer gemeinsamen Partei mit der BDP. Bei dieser hatten sich bei einer eigenen Mitgliederbefragung sogar 60 Prozent für ein Zusammenrücken mit der CVP ausgesprochen. «Wir haben ein Riesenpotenzial, wenn wir es schaffen, aus dem katholischen Milieu auszubrechen», ist Pfister überzeugt. An den politischen Inhalten müsse man dagegen nichts ändern.

Golder sieht eine naheliegende Gruppe von potenziell Wählenden, die wertmässig sehr nahe bei den typischen CVP-Mitgliedern liegen, eher in den agglomerationsnahen Gebieten, vor allem im Mittelland und in der Westschweiz. Ein klar erkennbarer Aufbruch mit der Marke und ihrem neuen Namen könne schon genügen, um diese für sich zu interessieren und zu mobilisieren. So könnte die CVP eine breite Volkspartei statt einer Milieupartei sein.

«Müssen die Wahrnehmung der Partei ändern»

Die Debatte in der CVP kommt nicht ohne Grund: Schon seit rund 40 Jahren verliert die Partei Wähler. Es droht der Fall unter die 10-Prozent-Grenze und damit sogar der Verlust des einzig verbliebenen Bundesratssitzes. Die CVP steht also unter Zugzwang. Oder wie es Parteipräsident Pfister formuliert: «Wenn wir immer dasselbe machen wie bisher, kommt es auch heraus wie bisher.»

Das Forschungsinstitut GFS sieht in einem Namenswechsel denn auch durchaus eine Chance. Gemäss seiner Umfrage wäre in den CVP-Hochburgen Wallis und Innerschweiz mit Verlusten von rund einem Prozent zu rechnen. Gleichzeitig aber dürfe die CVP auf Zugewinne von etwa drei Prozent des Wählerpotenzials hoffen.

Natürlich reiche ein Namenswechsel alleine nicht. «Es geht darum, die Wahrnehmung der Partei zu ändern», sagt Pfister. «Die Leute müssen merken, dass wir keine religiöse Partei sind.» Vielmehr stehe die CVP ein für Werte wie «Freiheit und Solidarität» – einer der Favoriten für einen neuen Parteinamen.

Flexible Lösungen möglich

Die Umfrageresultate sind ein Dämpfer für das konservative Lager, das sich für die Beibehaltung des C einsetzt. Alt Nationalrat und einstiger Kommandant der Päpstlichen Schweizergarde, Pius Segmüller (68), drohte gar mit Parteiaustritt. Und für den Walliser Ständerat Beat Rieder (57) käme der Verzicht aufs C einem Ruin der Partei gleich.

Im BLICK-Doppelinterview mit CVP-Chef Pfister und BDP-Präsident Martin Landolt (51) deuteten die beiden an, gegenüber den Kantonen beim Parteinamen flexibel zu sein. So wird diskutiert, ob etwa im Wallis das C weiter hochgehalten werden kann, während es auf nationaler Ebene verschwände. So bliebe in konservativen Regionen die Kirche im Dorf, ohne dass in anderen Landesteilen ein Wachstum der Mittepartei behindert würde.

Am 14. November will Parteipräsident Pfister der Delegiertenversammlung einen konkreten Plan vorschlagen. «Die Diskussion beginnt erst jetzt richtig», sagt er. Der Vorstand werde aber sicher nicht vorschlagen, weiterzumachen wie bisher. Die Delegierten könnten aber frei entscheiden. «Alles, was ich will, ist Erfolg für diese Partei», so Pfister.

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