Christian Dussey ist besorgt um Lage in der Ukraine
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Bericht des Nachrichtendiensts:Christian Dussey ist besorgt um Lage in der Ukraine

Schweizer Nachrichtendienst-Chef zur Lage in Russland
Prigoschin-Aufstand ist «substanzieller Schock» für Putin

Der bewaffnete Aufstand von Wagner-Chef Prigoschin hielt am Wochenende auch den Schweizer Geheimdienst auf Trab. Für Putin sei er ein «substanzieller Schock», so der NDB-Chef. Er präsentierte den neuen Bericht zur Sicherheitslage in der Schweiz.
Publiziert: 26.06.2023 um 09:40 Uhr
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Aktualisiert: 26.06.2023 um 11:37 Uhr
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NDB-Chef Christian Dussey hat die jüngsten Entwicklungen in Russland genau verfolgt.
Foto: keystone-sda.ch

In den vergangenen Wochen reihte sich eine Cyberattacke an die nächste. Eine prorussische Hackergruppe legte tagelang die Parlaments-Website lahm, nahm die Seiten von Gemeinden, Flughäfen und anderen Unternehmen ins Visier. Kurz zuvor hatten Cyberkriminelle über eine Berner Firma unter anderem Daten des Aargauer Migrationsamts und des Bundesamts für Polizei erbeutet.

Diese Angriffe dürften in den nächsten Monaten nicht abnehmen. Die Bedrohung durch Angriffe krimineller Akteure bleibe weiterhin erhöht, hält der Nachrichtendienst des Bundes in seinem jüngsten Bericht zur Sicherheitslage in der Schweiz fest, der heute publiziert wurde. Das gilt auch für kritische Infrastrukturen wie beispielsweise der Energiesektor. Dabei sei weniger damit zu rechnen, dass die Schweiz direkt angegriffen wird, sondern vielmehr, dass die Schweiz wegen Abhängigkeiten vom Ausland von einem Angriff betroffen ist.

Sie greifen an, was sich gerade anbietet

Die kriminellen Gruppen würden ihre Opfer in erster Linie opportunistisch auswählen – greifen also an, was sich gerade anbietet. Mit der fortschreitenden Digitalisierung, gerade auch im Bereich der Lieferketten, würden sich neue Angriffsmöglichkeiten für kriminelle oder staatliche Akteure bieten, warnt Nachrichtendienst-Chef Christian Dussey (58).

Hatte der NDB noch vor einem Jahr die Wahrscheinlichkeit, dass es zu politisch motivierten Cyberangriffen kommt, als eher unwahrscheinlich eingestuft, hält sie der Geheimdienst heute für eher wahrscheinlich.

Schweiz ist Agenten-Hotspot

Hoch bleibt laut dem Geheimdienst auch die Bedrohung durch Spionage, vor allem durch Russland und China. Es sei sehr wahrscheinlich, dass mindestens ein Drittel der 220 Personen, die in der Schweiz für die russische Botschaft und das Konsulat arbeiten, nachrichtendienstliche Tätigkeiten ausführten, sagt NDB-Chef Dussey. Die Schweiz ist ein Agenten-Hotspot: Europaweit gehöre das Land wegen seiner Rolle als Gaststaat internationaler Organisationen zu den Staaten, in denen sich am meisten russische Geheimdienstler unter diplomatischer Tarnung tummeln würden.

Dadurch, dass die Schweiz nun Einsitz im UNO-Sicherheitsrat hat, steige die Spionagebedrohung für Personen, die mit den Sicherheitsrat-Dossiers zu tun hätten.

«Substanzieller Schock» für Putin

Dussey äusserte sich an der Medienkonferenz zum Lagebericht auch über die jüngsten Entwicklungen in Russland, die man eng mitverfolgt habe. Der Aufstand von Jewgeni Prigoschins (62) Wagner-Söldnern vergangenes Wochenende sei ein «substanzieller Schock» für das russische Regime gewesen. «Das ist die grösste innenpolitische Herausforderung, der sich Putin seit seinem Amtsantritt vor zwei Jahrzehnten stellen musste», so der NDB-Chef.

Nach einer akuten Phase befinde man sich jetzt wieder in einer Phase der Deeskalation. Die Auswirkungen des Aufstands werde man erst in ein paar Wochen oder Monaten abschätzen können. (lha)

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