Wie soll sich die Schweizer Landwirtschaft in den nächsten Jahren entwickeln? Landwirtschaftsminister Guy Parmelin (62) stellte am Donnerstag den Bericht vor, der genau diese Frage beantworten will.
Die Strategie erarbeitete sein Departement, nachdem das Parlament im Frühjahr 2021 die vorgesehene Agrarpolitik für die Jahre 2022 bis 2025 versenkte. Das Parlament entschied, die Diskussionen erst wieder aufzunehmen, wenn Parmelin einen Bericht über die zukünftige Ausrichtung der Agrarpolitik vorgelegt hat.
Dieser Bericht liegt nun vor und erhält von vielen Seiten Zuspruch. Dies mag auch daran liegen, dass der Bundesrat einige kritisierte Punkte aus der Agrarpolitik 2022+ rausgekippt hat. So will er jetzt bei den Direktzahlungen keine Änderungen vornehmen, beim Gewässerschutz keine weiteren Verschärfungen planen und auch das bäuerliche Bodenrecht nicht mehr an diese Vorlage koppeln.
Böden und das Wasser schonend nutzen
«Ernährungssicherheit durch Nachhaltigkeit von der Produktion bis zum Konsum»: So sieht der Bundesrat die Landwirtschaft im Jahr 2050, wie das Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF) am Donnerstag mitteilte. So schwebt dem Bundesrat vor, dass die Landwirtschaft 2050 mehr als die Hälfte der nachgefragten Lebensmittel herstellt. Die Arbeitsproduktivität soll gegenüber 2020 um 50 Prozent gesteigert werden, und die Treibhausgasemissionen der Produktion mindestens 40 Prozent unter dem Niveau von 1990 liegen.
Für die vorgestellten Pläne erhält Parmelin viel Zuspruch. Etwa vom mächtigen Bauernverband. Dieser lobte das Papier «im Grossen und Ganzen». So bietet der Bericht für die Schweizer Landwirtschaft und die Bauernfamilien positive Perspektiven zur künftigen Ausrichtung der nationalen Agrarpolitik, heisst es in einer Mitteilung des Verbandes.
Es würden aber Massnahmen fehlen, um die soziale Situation der Land- und Ernährungswirtschaft wirkungsvoll zu verbessern, so der Bauernverband. Zudem müsse die hohe Bedeutung einer ausreichenden inländischen Nahrungsmittelproduktion noch stärker gewichtet werden.
In drei Schritten zu mehr Nachhaltigkeit
Auch der Konsumentenschutz begrüsst den Bericht. Der Bundesrat bringe Ordnung und Perspektive in die hochkomplexe politische Situation. Allerdings mahnt Geschäftsleiterin Sara Stalder: «Ohne ehrliches und koordiniertes Engagement von Detailhandel, Gastronomie und Lebensmittelindustrie, ist ein breiter Wandel beim Konsumverhalten nicht zu erwarten.»
Auch die Grünen und der WWF teilen mit, sie begrüssen die allgemeine Stossrichtung hin zu einer nachhaltigen Land- und Ernährungswirtschaft. Das Parlament müsse aber schneller vorwärts machen als geplant. Denn für seine neueste Strategie lässt sich der Bundesrat Zeit. Umsetzen will er sie in drei Etappen: Die erste sind die Beschlüsse von Parlament und Bundesrat im Zusammenhang mit der Vorlage zur Verminderung der Risiken durch Pestizide. Diese werden ab nächstem Jahr aktuell.
Als zweite Etappe soll die Agrarpolitik 2022+ umgesetzt, aber entschlackt werden. Ab 2025 sollen besonders Verbesserungen der ökonomischen und sozialen Rahmenbedingungen für die Landwirtschaft angegangen werden.
Als dritte Etappe ist ab 2030 das gesamte Ernährungssystem im Fokus. Der Bundesrat sieht auch die betroffenen Branchen in der Verantwortung, und auch internationale Handelsbeziehungen sollen zur nachhaltigen Entwicklung beitragen.
(SDA/sie)