Nach Wutrede gegen Bundesrat
SVP-Ratspräsident Kuprecht rüffelt Parteifreund Beeler

Der Schwyzer SVP-Brandredner David Beeler wird aus der eigenen Partei kritisiert. Ständeratspräsident Alex Kuprecht hält dessen Aussagen an einer Corona-Demo für «unwürdig». Ein Parteiausschluss ist noch kein Thema.
Publiziert: 19.10.2021 um 11:27 Uhr
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Aktualisiert: 19.10.2021 um 12:04 Uhr
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Die Rede von SVP-Politiker David Beeler an einer Corona-Demo wirft hohe Wellen. Er sagte unter anderem, der Bundesrat habe das Land verraten.
Foto: Screenshot youtube

Der Rüffel an SVP-Brandredner David Beeler kommt von ganz oben: Für SVP-Ständeratspräsident Alex Kuprecht (63) ist klar, «dass uns derartige Reden mit diesem Vokabular überhaupt nicht weiterbringen». Im Gegenteil: «Sie tragen zur heutigen schlechten Stimmung in unserer Gesellschaft bei, spalten diese noch mehr und tragen gar nichts zur Lösung des Problems bei.»

«Eines verantwortungsvollen Politikers unwürdig»

Der Schwyzer SVP-Kantonsrat Beeler hat am Samstag an einer Corona-Demo in Rapperswil-Jona SG dem Bundesrat vorgeworfen, das Land zu verraten. In der Schweiz herrsche Kriegsrecht. Er behauptete, dass Polizisten auf Demonstranten schiessen und dass sie Frauen und alte Leute prügeln würden. Der Inhalt der Rede wird nun von der St. Galler Kantonspolizei abgeklärt.

Kuprecht, der für den Kanton Schwyz im Ständerat sitzt, distanziert sich in aller Form von den Aussagen seines Parteifreunds Beeler. «Sie sind schlicht und einfach falsch und eines verantwortungsvollen Politikers unwürdig», sagt er im «Boten der Urschweiz». Man könne stets eine andere Meinung haben und solle sie auch vertreten können, so, wie das die Meinungsfreiheit gemäss Verfassung auch vorsehe. Er betont allerdings: «Dann aber bitte mit Anstand, Stil und der Würde eines gewählten Volksvertreters!»

Beeler: «Ich stehe zu meinen Aussagen»

Einem möglichen Strafverfahren blickt SVP-Biobauer Beeler gelassen entgegen. «Ich werde mich einbringen, damit sich die SVP für die baldige Aufhebung aller Corona-Massnahmen einsetzt, da das Impfziel des BAG erreicht ist, wenn die Kinder bis 16 Jahre in der Statistik nicht einbezogen und Genesene berücksichtigt werden», wird er zitiert. Er erwarte nun ein konstruktives Gespräch mit der Parteileitung. Er könne nachvollziehen, dass man ihn an die Zügel nehmen wolle. «Trotzdem stehe ich weiterhin zu meinen Aussagen.»

Tatsächlich strebt die Kantonalpartei Schwyz eine Aussprache mit Beeler an. Schon nach einer Wutrede im Kantonsrat sei Beeler in einem Gespräch gerügt worden, so Kantonalpräsident Roman Bürgi. Nun solle ein zweites Gespräch in den nächsten Tagen folgen. «Es gilt auch für David Beeler die Meinungsfreiheit, aber seine Aussagen am letzten Samstag waren wiederum sehr unglücklich. Solche Auftritte wollen wir nicht», betont Bürgi.

Ausschluss derzeit kein Thema

Dennoch versucht die SVP Schwyz, den Ball flach zu halten. Es gebe nur vereinzelte Rückmeldungen aus der Basis, die Beelers Auftritte kritisieren würden. Viele seien mit dem Stil nicht glücklich. Inhaltlich aber würden viele Parteimitglieder Beelers Kritik an den Corona-Massnahmen und der Ausweitung der Zertifikatspflicht teilen. Ein Parteiausschluss sei derzeit kein Thema. (dba)

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