Die Vorwürfe sind happig. Im Berner Haus der Religionen soll es zu Zwangsheiraten gekommen sein, machte SRF vergangenen November publik. Mehrere Frauen berichteten, dass sie gegen ihren Willen und ohne vorherige zivile Trauung in der Moschee, die sich im Haus befindet, verheiratet worden seien. In der Schweiz ist es verboten, ein Paar ohne vorgängige zivile Heirat religiös zu trauen.
Imam Mustafa Memeti (60) vom Muslimischen Verein Bern, der die Moschee betreibt, war schockiert. Die Moschee sei für die Zwangsheiraten missbraucht worden.
Rücktritt auf April
Nun gibt Memeti seinen Rücktritt als Imam bekannt. Auf Ende April hin ziehe er sich aus dem Verein zurück, teilte er per Communiqué mit. «Zwangsehen sind ein abscheuliches und grosses Verbrechen», wird er darin zitiert. Die Ereignisse machten ihn nach wie vor fassungslos.
Memeti wurde in der Vergangenheit jeweils als «Vorzeige-Imam» bezeichnet, er gilt als liberal und sprach sich beispielsweise für ein Burka-Verbot aus. 2014 war er von der «SonntagsZeitung» wegen seines Engagements gegen den Extremismus zum «Schweizer des Jahres» gekürt worden.
Zu Blick sagt er, dass der Verein bis heute keine Kenntnis von durchgeführten Zwangsheiraten habe. Nach Bekanntwerden der Vorwürfe hatte er die Vermutung geäussert, dass wohl ein ihm unbekannter Imam diese heimlich durchgeführt haben müsse. Um wen es sich handelte, ist bis heute unklar. Das Haus der Religionen hatte Anzeige eingereicht. Zudem traf man interne Massnahmen.
Die Berner Staatsanwaltschaft teilt auf Anfrage mit, dass eine Untersuchung gegen Unbekannt wegen Verdachts auf Zwangsheirat und eventuell auch Nötigung läuft.
«Muss und will Verantwortung übernehmen»
Es sei wichtig, dass das Ganze publik geworden sei, schreibt Memeti in der Medienmitteilung. Für die Etablierung eines schweizerischen Islams brauche es muslimische Gemeinschaften, «die sich öffentlich verantworten und sich nicht in Parallelwelten zurückziehen». «Für den Organisationsmangel muss und will deshalb ich die Verantwortung übernehmen.»
Er sei jetzt seit über 30 Jahren als Imam tätig, sagt er zu Blick. «Ich bin nicht mehr jung und halte es für richtig, nun einer neuen Generation den Weg freizumachen.»