Rein vom Setting her dürfte es Ignazio Cassis (60) nicht unwohl gewesen sein. Am Montag traf er in Brüssel erstmals seinen neuen Ansprechpartner in der EU, Maros Sefcovic (55). Bilder zeigen, wie die beiden auf einem knallig orangen Sofa sitzen, das an Cassis' schweizweit bekanntes Blümchen-Sofa in seiner Wohnung im Tessin erinnert.
Inhaltlich teilte Cassis nach dem Treffen mit, dass man sich mit der EU auf die Etablierung eines politischen Dialogs auf höchster Ebene geeinigt habe. Dies hatte die Schweiz nach dem Scheitern des Rahmenabkommens im Mai angestrebt.
EU mag nicht auf Schweizer Wahlen warten
Sefcovic wies darauf hin, dass der Dialog keine leere Hülle bleiben dürfe. Man erwarte von der Schweiz nun einen klaren politischen Willen, die strittigen Fragen wie die Streitbeilegung und die Rechtsübernahme anzugehen, und einen glaubwürdigen Zeitplan. Es bleibe keine Zeit, bis 2024 zu warten, wenn die Wahlen in der Schweiz vorbei sind. «Ich hoffe, dass wir bis im Januar eine gemeinsame Roadmap haben mit klaren Aufgaben und Etappen, wie wir die offenen Fragen klären wollen», sagte Sefcovic.
Cassis hatte demgegenüber im Vorfeld vor voreiligen Entscheiden gewarnt und den Plan des Bundesrates verteidigt, allfällige neue Gespräche über schwierige institutionelle Fragen erst nach den Wahlen 2023 zu führen. Die Schweiz müsse zuerst herausfinden, was sie wolle, sagte er.
Treffen in Davos
Nun sind Cassis und Sefcovic so verblieben, dass sie sich im Januar am Rand des World Economic Forum (WEF) in Davos GR wiedertreffen. Dort wollen die beiden laut Cassis über eine gemeinsame Agenda beraten.
Das Treffen in Brüssel dauerte insgesamt zwei Stunden. Der EU-Kommissar aus der Slowakei sei hart, aber pragmatisch gewesen, bilanzierte Cassis. «Wir haben festgestellt, dass wir die letzten Monate unterschiedlich wahrgenommen haben.» Nun wolle man nach vorne blicken. (til/SDA)