Nach teuren Partys und Lockdown-Zeltlager in Vietnam
Post nimmt Tochter SPS unter die Lupe

Konzernleiter Roberto Cirillo schaut nicht länger zu. Er und Post-Präsident Urs Schwaller überprüfen die Tochterfirma SPS. Sie wollen wissen, ob beim gescheiterten Börsengang alles sauber war, ob Spesen nötig waren und was die Partnerschaft mit der Firma Drake bringt.
Publiziert: 09.11.2021 um 09:29 Uhr
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Aktualisiert: 09.11.2021 um 10:53 Uhr
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Laut ihrem Konzernchef Roberto Cirillo sucht die Post einen Käufer für die SPS.
Foto: zVg
Pascal Tischhauser

Die Post überprüft ihre Tochter Swiss Post Solutions (SPS). Nach dem geplatzten Börsengang, teuren Partys im Ausland und den Zeltlagern, in welche die Firma vietnamesische Mitarbeiter während des Lockdowns steckte, will die Konzernleitung nun genau wissen, was bei SPS schiefläuft.

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Neue Vorwürfe gegen SPS-Chef

Wohl war es der Konzernleitung schon länger nicht mit SPS. Dass die Tochter für rund 100 Kader für Zehntausende Franken Partys schmeisst und damit letztlich Vermögen der Eidgenossenschaft verprasst, passt nicht zur biederen Post. Und dass der Chef mit einem Porsche Cayenne als Dienstwagen vorfährt, mag bei Börsenhändlern zum guten Ton gehören, aber nicht bei einem soliden Staatsbetrieb.

Doch inzwischen haben sich bei Blick Leute gemeldet, die SPS mehr vorwerfen als bloss unangebrachtes Verhalten. SPS-Chef Jörg Vollmer (54) soll in den Jahren vor Corona horrende Spesen gemacht haben, die geschäftlich nicht begründet gewesen seien, lautet einer der Vorwürfe.
Die Rede ist beispielsweise von häufigen Vietnam-Flügen mit eher privatem Charakter.

Breit angelegte Untersuchung

Auch die Geschäftsbeziehung von SPS zur australischen Firma Drake, deren Nutzen fraglich ist, bereitet der Post-Leitung Sorge. Zu Spekulationen Anlass gibt in diesem Zusammenhang auch die Rolle, die Kai Vollmer, Sohn des SPS-Chefs, bei Drake spielt.

Obwohl die Post die Vorwürfe vorerst nur intern überprüft, soll die Untersuchung recht breit angelegt sein, sickert aus dem Staatsbetrieb durch. So beleuchten Juristen beispielsweise die privilegierte Partnerschaft mit Drake. Laut Aussagen verschiedener Personen aus der Branche stellt die Partnerschaft faktisch ein Tätigkeitsverbot für SPS in diversen asiatischen Ländern dar. Wie SPS jedoch davon profitiert, ist unklar.

Auslöser für die Untersuchung sind Blick-Recherchen. Im Moment habe man zwar noch keine Hinweise, dass etwas nicht rechtens sei, schreibt die Post. «Wir nehmen aber Ihre Anfrage auf und wollen einzelnen Punkten intern genauer nachgehen», gibt der gelbe Riese Auskunft.

Beleuchten will der gelbe Riese auch den gescheiterten Börsengang von SPS. In dessen Zuge hatte die Post für Klarheit über den Geschäftsgang von SPS sorgen und mögliche Reputationsrisiken offenlegen müssen. Jetzt gilt es abzuklären, ob rund um den geplatzten Börsengang alles sauber lief.

Muss Levrat entscheiden?

SPS hat schon länger einen zweifelhaften Ruf. Es ist unverständlich, weshalb die Post-Führung nicht schon 2019 aktiv wurde, als Blick publik machte, dass Vollmer für rund 100 SPS-Kader eine 200'000-Franken-Luxusparty in Vietnam abhielt, dass er mit Kadern auf Firmenkosten französische Spitzenweine durchprobierte, und als bekannt wurde, dass SPS erneut mit 100 Kadern in einem deutschen Ritterschloss feierte.

Die nun verordnete Überprüfung von SPS kommt für die Post zur Unzeit. Denn wie Konzernchef Roberto Cirillo (50) jüngst signalisierte, sucht die Post nach einem Käufer für SPS. Mit der nun laufenden Untersuchung wird der Erlös schrumpfen, den die Post mit einem Verkauf der Tochter erzielen kann. Beobachter rechnen inzwischen damit, dass der Staatskonzern den Verkauf aufschiebt. Der abschliessende Entscheid über die Veräusserung dürfte so erst nach dem Wechsel an der Spitze des Post-Verwaltungsrats Ende Monat erfolgen, wenn also Christian Levrat (51) Urs Schwaller (69) am 1. Dezember als Präsident abgelöst hat.

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