Erstmals nach 18 Jahren erhöht die Post die Preise für Briefe. Ab Januar 2022 werden A-Post-Briefe um 10 Rappen, B-Post-Briefe um 5 Rappen teurer. Das heisst: Ein Standard-Brief kostet ab dann mit der A-Post 1.10 Franken, mit der B-Post 90 Rappen. Die Paketpreise bleiben unverändert.
Aber auch wer der Post einen Nachsendeauftrag wegen einer Adressänderung erteilt, muss tiefer in die Tasche greifen. Für 12 Monate wird es neu 45 statt 30 Franken kosten.
Alles wurde teurer, nur die Briefe nicht
Postchef Roberto Cirillo rechtfertigt die Preiserhöhung mit den gestiegenen Kosten für die Zustellung und mit der Teuerung. «Zum Vergleich: Seit 2004 sind Schweizer Löhne durchschnittlich um rund 17 Prozent gestiegen, die Kosten für Wohnen/Energie haben um rund 22 Prozent zugenommen, jene für Krankenkassenprämien um 45 Prozent», sagt er. In dieser Zeit seien die Briefpreise stabil geblieben.
Hinzu komme, dass die Pöstler immer mehr Haushalte bedienen würden, aber weniger Briefe zustellen. Das heisst: Die Zustellung eines Briefes sei teurer geworden. «Das konnten wir durch Effizienz nicht mehr auffangen», so Cirillo..
Preisüberwacher handelte Post herunter
Dass die Briefpreise nicht noch weiter steigen, ist Preisüberwacher Stefan Meierhans zu verdanken. Denn ursprünglich wollte die Post die Preise noch stärker erhöhen. Meierhans hat sie aber heruntergehandelt.
Kritik dürfte dennoch nicht ausbleiben – denn erst kürzlich machte die Post Schlagzeilen damit, dass die Hälfte der Briefkästen schon vor 9 Uhr morgens geleert werden – was faktisch das Ende der A-Post bedeutet. Denn ein Brief, der nicht am frühen Morgen eingeworfen wird, kommt dann nicht mehr am folgenden Tag an.
A-Post muss wieder A-Post werden
Der Schweizer Konsumentenschützer sind empört. «Diese Preiserhöhung ist überhaupt nicht berechtigt», sagt Sara Stalder (54) von der Stiftung für Konsumentenschutz. Die Post-Preise in der Schweiz seien ohnehin die höchsten in Europa.
Daum müsse die Post jetzt liefern. «Wir fordern, dass die Post wieder dienliche Leerungszeiten einführt», sagt Stalder. «Die A-Post muss am nächsten Tag ankommen, auch wenn der Brief erst nach dem Mittag eingeworfen wird.»
So kann man sparen
Die Postkunden können aber auch sparen – als Privatkunde muss man dafür aber online-affin sein. Wer seine Pakete online frankiert, erhält einen Rabatt von 15 Prozent. Eine Ausnahme bilden PostPac-Priority-Pakete von 2 bis 10 Kilogramm.
Auch der Wirtschaft kommt die Post entgegen: So holt der Pöstler oder die Pöstlerin künftig auf Wunsch auf der Zustelltour bei jedem KMU der Schweiz bis zu fünf Pakete kostenlos ab. Geschäftskunden, die ihre Pakete online frankieren, erhalten zudem einen Rabatt auf den Listenpreis von 10 Prozent.
Mehr Gewinn im ersten Halbjahr
Die Preiserhöhung kommt zu einem Zeitpunkt, indem die Post ihren Gewinn steigern konnte, wie die Halbjahresbilanz zeigt. Der gelbe Riese machte einen Konzerngewinn von 247 Millionen Franken, 217 Millionen Franken mehr als im Vorjahr, das allerdings durch Corona geprägt war. Der Betriebsertrag fällt mit 3630 Millionen Franken um gut sieben Prozent höher aus als im ersten Halbjahr 2020.
Das bessere Ergebnis ist hauptsächlich auf die steigenden Paketmengen zurückzuführen. Im Vergleich zum letzten Jahr stieg die Zahl der zugestellten Pakete nochmals um 15,8 Prozent. Von Januar bis Ende Juni hat die Post 105 Millionen Pakete zugestellt, im Vorjahr waren es im selben Zeitraum gut 90 Millionen Pakete.
Mehr Zeitungen und Werbungen in der Schweiz sowie mehr internationale Briefe tragen zusätzlich zum Ergebnisanstieg bei. Im Vergleich zum letzten Jahr fiel der Rückgang der adressierten Briefe in der Schweiz mit 0,9 Prozent tiefer aus als in den Jahren zuvor.