Es mag zwar noch kein einziges Covid-Zertifikat ausgestellt sein. Einen hat Ueli Maurer (70) damit aber schon jetzt überzeugt: sich selbst. In höchsten Tönen lobte der Finanzminister am Freitag die Beamten des Bundesamts für Informatik und Telekommunikation (BIT), die in den vergangenen drei Wochen den Schweizer Corona-Pass entwickelt hatten.
Ab Ende Juni soll das Zertifikat für Geimpfte, Genesene und Getestete bereitstehen. Nächste Woche beginnen die Kantone das System in einer Pilotphase zu testen. An diesem Zeitplan hält der Bundesrat fest. Tessin und Wallis, wo die Sommerferien schon diesen Monat beginnen, sollen Zertifikate bereits früher als die anderen ausstellen können. Schliesslich wird der Nachweis künftig vor allem zum Reisen gebraucht. Aber auch für Grossveranstaltungen und für den Einlass in Clubs wird das Zertifikat mit dem QR-Code bis auf weiteres Pflicht sein.
Der Schweizer Corona-Pass sei mit dem geplanten Zertifikat der EU kompatibel, versicherte Maurer. Laut einem Sprecher der EU-Kommission fand am Freitag ein «technischer Testlauf» statt.
Kantone sparten nicht mit Kritik
Für die Ausstellung der Zertifikate sind die Kantone zuständig. Sie hatten einen ersten Vorschlag des Bundesrats zum Zertifikat vergangene Woche zerzaust. Es drohten ein «kantonaler Wildwuchs» und massiver Mehraufwand, wenn jeder bereits Geimpfte nun beim Arzt oder Impfzentrum ein Zertifikat beantragen müsse. Das BIT ging daraufhin über die Bücher. Wann immer möglich, erfolge die Ausstellung «voll automatisiert», verspricht das Amt nun. In vielen Fällen dürfte man mit einem Klick im Impfportal zum Zertifikat kommen – oder es sogar automatisch erhalten.
Darum stehen jetzt auch die Kantone hinter der Lösung. «Der Bundesrat hat unsere Kritik aufgenommen. Wir sind zufrieden», sagt Lukas Engelberger (46), Präsident der Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektoren (GDK). Es bleibe zwar eine «Riesenarbeit», das Covid-Zertifikat auszustellen, besonders für Kantone, die vor allem in Arztpraxen impfen. «Ich halte es aber für realistisch, dass bis zu den Sommerferien alle ein Zertifikat haben, die das wollen», sagt der Basler Gesundheitsdirektor.
«Ich bin optimistisch, dass das funktioniert»
Auch der Aargauer Gesundheitsdirektor Jean-Pierre Gallati (54), der vergangene Woche kaum ein gutes Haar am Bundesratsvorschlag fand, lobt den Bund: «Ich habe den Eindruck, dass das BIT das Problem erfasst hat und gewillt ist, taugliche Lösungen zu finden. Ich bin optimistisch, dass das funktioniert.»
Die Zürcher Gesundheitsdirektion rechnet damit, dass man einen grossen Teil der Zertifikate automatisch werde auslösen und erstellen können. Darum sei der Aufwand bewältigbar. Geradezu euphorisch klingt es inzwischen gar aus dem Kanton Uri. «Das BIT hat einen super Job gemacht», lobt Regierungssprecher Adrian Zurfluh. Die Kantone hätten den Finger auf die Wunden gelegt und der Bund habe nun darauf reagiert.
Hinter vorgehaltener Hand werden allerdings auch skeptische Stimmen laut. Man hofft, dass Bundesrat Maurer den Mund nicht zu voll genommen hat. Denn ob wirklich alles so geschmiert läuft, wie es der Finanzminister verkaufte, wird man erst in ein paar Wochen sehen.