Da flogen die Fetzen! Vergangene Woche gerieten sich Economiesuisse-Direktorin Monika Rühl (57) und Gewerbeverband-Direktor Hans-Ulrich Bigler (62) heftig in die Haare.
Rühl, die als ehemalige Diplomatin normalerweise um Ausgleich bedacht ist, bezeichnete Bigler als «launischen Direktor», der «groben Unfug» über die Konzernverantwortungs-Initiative erzähle und vom «Wunsch nach Medienaufmerksamkeit» getrieben sei.
Den Wutausbruch erzeugt hatte Bigler – seinerseits ein Meister der Provokation – mit einem Beitrag in der Gewerbezeitung. Darin schreibt er, es sei «Unsinn», dass die KMU die Folgen der Initiative am meisten spürten und fordert die Economiesuisse-Vertreter auf, sich aus ihren «klimatisierten Büros hinaus zum Volk» zu wagen.
Knatsch zeitlich ungünstig
Bereits in drei Monaten entscheidet die Bevölkerung über die Konzernverantwortungs-Initiative. Diese will, dass Schweizer Unternehmen auch für Verstösse gegen Menschenrechte und Umweltstandards im Ausland haftbar gemacht werden.
Dass Gewerbechef-Bigler ausgerechnet jetzt mit einer Annahme der Initiative liebäugelt, kommt den Wirtschaftsführern denkbar ungelegen. Deshalb haben sie nun einen Krisengipfel anberaumt.
Treffen der hohen Tiere
In zwei Wochen treffen sich die Spitzen der Schwesterverbände in Bern. Es ist ein Treffen der hohen Tiere. Anwesend sein werden sowohl die Präsidenten Heinz Karrer (61, Economiesuisse) und Jean-François Rime (70, Gewerbeverband) als auch die Direktoren Monika Rühl und Hans-Ulrich Bigler.
Und selbst die künftigen Präsidenten, Christoph Mäder (60, Economiesuisse) und Fabio Regazzi (58, Gewerbeverband) sind zum Gipfel geladen! Beide sollen erst im Oktober ins Amt gewählt werden.
Dass sie trotzdem am Treffen teilnehmen, zeigt, dass es nicht nur um die Besänftigung der Streithähne geht. Der eingerosteten Beziehung zwischen dem Gewerbe- und dem Wirtschaftsdachverband soll grundsätzlich neues Leben eingehaucht werden.
Economiesuisse drückt aufs Gas
Und auch inhaltliche Fragen werden auf den Tisch kommen – etwa, ob KMUs von der Initiative betroffen sind oder nicht. «Nicht direkt», heisst es beim Gewerbeverband, «sehr stark», behauptet Economiesuisse.
Noch hat der Gewerbeverband seine Haltung zur Initiative nicht festgelegt. Doch die grosse Schwester drückt aufs Gaspedal: «Wir haben den Gewerbeverband gebeten, die Parole doch bereits vor Oktober zu fassen», sagt Economiesuisse-Sprecher Michael Wiesner. Da die Abstimmung im November stattfinde, komme die Parolenfassung ansonsten «zu spät».
Parolenfassung erst im Oktober
Den Gewerbeverband scheint die Aufforderung allerdings wenig zu beeindrucken. Besonders wohlwollend ist man dem Grossunternehmensverband nach wie vor nicht gesinnt.
«Wenn Economiesuisse etwas von uns will, stehen wir stets bereit», beklagt sich Gewerbe-Chef Rime. «Wenn wir hingegen etwas von Economiesuisse wollen, ist es ihnen oft egal.»
Die Gewerbekammer sei für die Parolenfassung des Gewerbeverbandes zuständig, sagt Rime. Sie werde auch die Parole zur Konzernverantwortungs-Initiative fassen – «und zwar Ende Oktober».