Economiesuisse-Direktorin prügelt auf Gewerbe-Boss Bigler ein
Madame Rühl verliert die Contenance

Einst vertrat sie die Schweiz in New York und war Generalsekretärin von Wirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann (68). Jetzt als Economiesuisse-Direktorin irritiert Monika Rühl plötzlich die Schweiz: Sie setzt auf Holzhammer-Politik.
Publiziert: 18.08.2020 um 19:38 Uhr
|
Aktualisiert: 30.09.2020 um 20:21 Uhr
1/7
Economiesuisse-Chefin Monika Rühl teilt aus.
Foto: Keystone
Pascal Tischhauser

Monika Rühl (57) schwingt den Zweihänder. Die Direktorin des Grossunternehmenverbands Economiesuisse hackt auf der Website ihres Arbeitgebers auf Gewerbedirektor Hans-Ulrich Bigler (62) ein.

Es ist lange her, dass Rühl als Diplomatin amtete. Offenbar hat sich in dieser Zeit einiges aufgestaut, dass sie auch nachher als Generalsekretärin im Wirtschaftsdepartement nicht rauslassen konnte.

Nun wirft Rühl dem «abgewählten Nationalrat» vor, «kein Mann der leisen Töne» zu sein. «Fakten und Wahrheit, Respekt und Anstand blieben dabei schon mal auf der Strecke», unterstellt sie Bigler, weil der FDPler damit kokettiert, die Konzernverantwortungs-Initiative anzunehmen.

Anliegen kommt an bei der Bevölkerung

Wie Bigler in der Gewerbezeitung schrieb, ist es «Unsinn», dass kleine und mittelgrosse Unternehmen (KMU) die Annahme der Initiative am meisten spüren würden. «Impliziert wird, das Wohlergehen der KMU hänge von den Grosskonzernen ab», sagt er.

Der Gewerbedirektor mag sich deshalb nicht vor den Karren der Konzerne spannen lassen. Seine Zurückhaltung dürfte wohl auch damit zu tun haben, dass das Anliegen der Initiative in der Bevölkerung breiten Rückhalt geniesst: Grossunternehmen sollen sich auch im Ausland korrekt verhalten müssen. Sie sollen dazu verpflichtet werden, Verantwortung für die von ihnen kontrollierten Firmen ausserhalb der Schweiz zu tragen.

Bloss Geschirr zerschlagen

Das Parlament hatte es versäumt, einen wirksamen Gegenvorschlag zu verabschieden, weshalb das Stimmvolk im November an der Urne über die Initiative befindet.

Dass Rühl nun genau das tut, was sie Bigler vorhält, nämlich zum verbalen Holzhammer zu greifen, ändert nichts an Biglers persönlicher Haltung zur Initiative. Er hält sich nach wie vor ein Ja zur Initiative offen. Und Bigler sagt zu den Äusserungen gegenüber BLICK nur: «Wenn man nicht mit Argumenten überzeugen kann, muss man halt wie Frau Rühl dreinfahren.»

Mit der Verabschiedung von ihrer Vergangenheit als Diplomatin dürfte Rühl einiges Geschirr zerschlagen haben. Gepunktet hat sie beim Gewerbe aber kaum.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?