In Windisch AG haben die Delegierten der SVP ihren neuen Präsidenten gewählt: Marco Chiesa (45) Tessiner Ständerat, führt künftig die Partei. Chiesas Wahl war zu erwarten gewesen, hatte ihn die Parteileitung doch als einzigen Kandidaten vorgeschlagen.
In den sozialen Medien gibt indes ein anderes Thema mehr zu reden: Im dicht besetzten Saal auf dem Campus der Fachhochschule Nordwestschweiz mit 383 Delegierten sind – Corona-Pandemie zum Trotz – nur vereinzelt Masken zu sehen.
Witzeln über die SVP
Das sorgt für viel Spott auf sozialen Medien – gerade weil die SVP die Medienschaffenden im Vorfeld wiederholt darauf hingewiesen hat, dass Masken und Gummihandschuhe Pflicht seien.
Nur Medienleute trügen Masken, moniert einer auf Twitter, der Rest gehe wohl bald in Quarantäne. «Trittst im Aerosol daher ...», mokiert sich derweil der Satiriker Viktor Giacobbo (68) auf Twitter. Denn zum Auftakt der Delegiertenversammlung singen die Versammelten die Nationalhymne – ebenfalls ohne Masken.
Sektionen, Kontakte und Sitzordnung
Pfeifen die SVP-Delegierten schlicht auf Corona-Massnahmen? «Das stimmt einfach nicht», enerviert sich Michèle Blöchliger, Gesundheitsdirektorin des Kantons Nidwalden und ebenfalls Delegierte.
Die Auflagen für die Veranstaltung würden eingehalten, sagt sie. «Der Saal ist in Sektionen unterteilt», so Blöchliger, und deutet auf die schwarzen Trennseile, die den Raum unterteilen. «Pro Sektor sind nicht mehr als hundert Leute zugelassen». Sektor wechseln sei nicht erlaubt – und sie habe auch nicht beobachtet, dass jemand den Platz gewechselt habe. In den Sektoren gebe es keine Maskenpflicht.
«Hier sitzen die Nidwaldner, dort die Obwaldner und drüben die Urner», listet Blöchliger die Delegierten an ihrem Tisch auf. «Die Nachverfolgung ist jederzeit gewährleistet.» Man wisse von jeder einzelnen Person die Kontaktangaben und an welchem Platz sie sitze. «In den Gängen und draussen im Foyer wird auch Maske getragen», verteidigt sie die Delegierten.
Rösti mahnt zur Disziplin
Der gesicherten Nachverfolgung zum Trotz: Dass die Delegierten wenig Lust haben, stundenlang mit Masken im Gesicht den diversen Reden zu lauschen, fällt auch Albert Rösti (53) auf. An seiner letzten Delegiertenversammlung als Noch-Parteipräsident ruft er die Anwesenden zur Disziplin auf. «Es wäre das Schlimmste, wenn wir nächste Woche alle die Quarantäne müssten.»