«Auf Marco Chiesa kommen einige Baustellen zu»
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BLICK zu neuem SVP-Präsidenten:«Auf Marco Chiesa kommen einige Baustellen zu»

Wahl ohne Gegner
Marco Chiesa ist neuer SVP-Präsident!

Die Suche hat ein Ende: Die SVP-Delegierten haben in Windisch AG den Tessiner Ständerat Marco Chiesa zum Parteichef gewählt.
Publiziert: 22.08.2020 um 09:19 Uhr
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Aktualisiert: 22.08.2020 um 19:00 Uhr
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SVP-Parteipräsident Albert Rösti tritt ab.
Foto: keystone-sda.ch
Gianna Blum, Ladina Triaca

Die Stimmen können am Schluss gar nicht mehr ausgezählt werden. Zu unübersichtlich sind die stehenden Ovationen, die Marco Chiesa (45) bei seiner Wahl zum neuen SVP-Parteipräsidenten erhält. «Eine Ehre für mich und den Kanton Tessin», ruft der Ständerat aus dem Tessin den applaudierenden Delegierten in Windisch AG zu.

Ganz ohne Misstöne ist Chiesas Wahl trotz allem Geklatsche aber nicht nicht über die Bühne gegangen. Zum einen ist da die Vorgeschichte: Die SVP hat sich schwer getan, einen Nachfolger für Albert Rösti (53) zu finden. Das gibt auch Caspar Baader (66) zu, der als Chef der Findungskommission das Prozedere erklärt. 22 Personen habe man insgesamt angefragt, 13 hatten abgewinkt, neun sind vor der Findungskommission erschienen. Chiesa sei aber von Anfang an ein «Wunschkandidat» gewesen.


«Ich spüre die Unterstützung der Parteimitglieder»
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Heers Schweigen hält an

Ein anderer ist dagegen am Samstag gar nicht zu Wort gekommen: Alfred Heer (58). Der Zürcher Nationalrat hatte sich ursprünglich neben Andreas Glarner (57, AG) zur Verfügung gestellt. Die Parteileitung schlug aber einzig Chiesa vor. Glarner zog sich darauf stante pede zurück.

Heer dagegen schweig. Über Wochen ging er auf Tauchstation und weigerte sich, Fragen zu seiner Kandidatur zu beantworten. Das hat sich auch am Samstag nicht geändert. Am Schluss ist es Benjamin Fischer, Präsident der Zürcher SVP, der die Spekulationen um eine Kampfwahl beendet. Man hätte gerne Heer aufgestellt, so Fischer, «aber die SVP braucht einen Kandidaten, hinter der sich die SVP einigen kann.» So empfahl auch die Zürcher Sektion Chiesa.

Ganz offensichtlich zur Enttäuschung von Alfred Heer. Dieser verliess nach der Wahl des neuen Präsidenten eilig den Saal und lief niedergeschlagen Richtung Bahnhof. Zum Vorgehen der Zürcher SVP wollte er sich nicht weiter äussern.

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Enttäuschte Voten

Dass die Partei-Oberen einzig und allein Chiesa empfahlen, kam auch bei den Delegierten nicht nur gut an. Mehrere Voten im Saal stammen von enttäuschten Delegierten. «Von einer Partei, die sich die direkte Demokratie auf die Fahne schreibt, hätte ich eine Auswahl erwartet», sagteeine Vertreterin.

«Die SVP wird von oben nach unten geführt», kritisiert ein anderer. Und nennt die Einmischung Christoph Blochers (79), der dem Vernehmen nach bei der Kandidatensuche das eine oder andere Wort mitgeredet hat, «irritierend». Es habe ihn gestört, dass Blocher Rösti das Vertrauen entzogen hat.

Dieser hingegen zeigt sich am Ende des Tages sichtlich gelöst. Das Präsidium sei ein anstrengendes Amt, findet der abtretende Albert Rösti. «Ich freue mich auf mehr Freizeit!» Natürlich habe er seine letzte Delegiertenversammlung im Amt mit einer gewissen Wehmut erlebt, doch nun fühle er sich entlastet.

Und der neue Parteichef? Dieser bedankt sich auf Blick TV zuerst bei seinen Mitstreitern Glarner und Heer: «Ich habe ihre Unterstützung gespürt.» Es stimme nicht, dass die SVP keine Auswahl geboten habe, sagt Chiesa. «Die Delegierten hätten es in der Hand gehabt, eine Kampfwahl zu fordern.» Und doch sei er froh über das klare Votum: «Ich habe den Applaus immer noch im Herzen.»

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