In Arosa sorgte eine Enthüllung 2021 für Aufsehen: Parlaments- und Gemeindevorstandsmitglieder erhielten jahrelang kostenlose Wintersaisonkarten und stark vergünstigte Jahreskarten für das Skigebiet, wie die «Südostschweiz» berichtete. Wert: 550 Franken.
Ein Politiker in Arosa beurteilte gemäss der Zeitung die enge Verflechtung zwischen Gemeinde, Bergbahnen und Arosa Tourismus kritisch. Er vermutete, dass die Gratissaisonkarten eine unerlaubte Vorteilsgewährung darstellen könnten. Daraufhin leitete die Bündner Staatsanwaltschaft Ermittlungen ein und erhob schliesslich Anklage gegen den Verwaltungsratspräsidenten Lorenzo Schmid, der von Oktober 2010 bis Ende 2020 ebenfalls Gemeindepräsident (Mitte) war, sowie gegen Geschäftsführer Philipp Holenstein.
Anderes Gericht – wegen möglicher Befangenheit
Nun gibt es eine neue Wende in der Skipass-Causa: Der Fall sollte ursprünglich vor dem Regionalgericht Plessur verhandelt werden. Aufgrund möglicher Befangenheit beantragte das Gericht jedoch, den Fall abzugeben, wie der «Beobachter» zuerst berichtete. Grund war die Beteiligung von Paul Schwendener, nebenamtlicher Richter am Regionalgericht und Mitglied des Gemeindevorstands von Arosa. Er stand ebenfalls auf der Liste der mutmasslich Begünstigten.
Obwohl Schwendener erklärte, nie ein Gratisabo der Arosa-Bergbahnen bezogen zu haben, und nicht angeklagt ist, wurde der Fall an das Regionalgericht Landquart übertragen. Schwendener wurde bisher nicht als Beschuldigter einvernommen, jedoch als potenzieller Begünstigter erwähnt, was ein Verfahren gegen ihn nicht ausschliesst.
Verhandlung in Landquart im Oktober
Das Kantonsgericht Graubünden bestätigte die Befangenheit des Regionalgerichts Plessur. In seinem Gerichtsbeschluss hielt es fest, dass eine mögliche Verurteilung der Beschuldigten wegen Vorteilsgewährung ein Folgeverfahren wegen Vorteilsannahme nach sich ziehen könnte.
Am 23. Oktober wird darum das Regionalgericht Landquart die Verhandlung führen. Die Staatsanwaltschaft Graubünden wird das Urteil abwarten und dann über das weitere Vorgehen entscheiden, einschliesslich der Behandlung der Begünstigten. Vorermittlungen haben bereits stattgefunden.
Auch Bundesrat verzichtet auf Gratis-Skipass
Für ähnliche Empörung sorgte auch der Gratis-Skipass für die Bundesrätinnen und Bundesräte. Die Landesregierung verzichtet nach einigem Hin und Her darum ab 2025 auf Abonnemente der Seilbahnen Schweiz, wie sie Ende März dieses Jahres beschlossen hat. Gleiches gilt für die Nutzung der Loge im Stadttheater Bern.
Bereits 2024 liess sich der Bundesrat die Gratis-Skiabos in Rechnung stellen. Bis Ende 2023 hatte er sie gratis erhalten. Am unentgeltlichen SBB-Generalabonnement 1. Klasse hält er aber fest.