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Mit Guerilla-Taktik gegen Umfragetief
So will die CVP ihr Debakel abwenden

Die CVP könnte von den Grünen überholt werden. Nun zieht die Mitte-Partei andere Seiten auf. Ein Schlussspurt im Internet.
Publiziert: 07.09.2019 um 23:56 Uhr
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Aktualisiert: 09.09.2019 um 08:26 Uhr
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CVP-Parteipräsident Gerhard Pfister.
Foto: Anja Wurm
Simon Marti

Die CVP kämpft schon seit Jahrzehnten mit Verlusten. In der jüngsten SRF-Wahlprognose zogen nun sogar die Grünen an der Mitte-Partei vorbei. Eine Zeitenwende, sollten die Wahlen tatsächlich diesen Ausgang nehmen. Und eine Demütigung für die stolze Bundesratspartei. Bei 10,2 Prozent steht die CVP gemäss der am Donnerstag publizierten Befragung, 1,4 Prozentpunkte tiefer als ihr Wähleranteil vor vier Jahren. Ein Wert, der die Spekula­tionen, wonach den Grünen künftig ein Sitz in der Landesregierung zusteht, noch befeuert.

Nach aussen hin gibt sich die CVP unbeeindruckt. «Es handelt sich um eine Umfrage – nicht mehr und nicht weniger», sagt Parteipräsident Gerhard Pfister (56) im BLICK. Und im Ständerat, so der Zuger, bliebe seine Fraktion auch nach dem Wahlsonntag vom 20. Oktober die stärkste Kraft.

Luzio verteilte in Chur fleissig Prospekte 

Die Parteileitung ist sich aber auch bewusst, dass in den anderthalb Monaten bis zum Urnengang etwas getan werden muss, um dem Negativtrend entgegenzuwirken. «Die CVP wird die kommenden Wochen bis zu den Wahlen nutzen, um unsere Wählerschaft zu mobilisieren», sagt deren Generalsekretärin Gianna Luzio (39), die selber im Kanton Graubünden für den Nationalrat kandidiert. «Wir sind motiviert und überzeugt, dass wir gut aufgestellt sind.»

Luzio selbst hat gestern in der Altstadt von Chur fleissig Prospekte verteilt und Hände geschüttelt.

Vor allem aber wird die CVP ihren Wahlkampf im Internet forcieren – und dabei auf Mittel zurückgreifen, die man bei der betont konsensorientierten Kraft nicht vermuten würde. Derart in die Defensive geraten, setzt die CVP auf eine Art Gue­rillataktik. Gianna Luzio: «Wir werden auf mehreren Internetseiten die Positionen unserer politischen Gegner kritisch beleuchten und unseren Positionen gegenüberstellen.» Die Websites, die in den nächsten Tagen aufgeschaltet werden, erscheinen nicht unter dem Logo der CVP. Stattdessen gezeigt wird jeweils ein Politiker der Konkurrenz, dessen Argumente ordentlich zerzaust werden. Wer also im Internet nach einem bekannten Politiker sucht, könnte auf ­einer Homepage der CVP landen, ohne dass dies auf den ersten Blick ersichtlich ist.

Rettung des Gesundheitswesens

Welche Gegner sie virtuell in die Mangel nimmt, behält die Partei derzeit für sich. Zusätzlich zu den Tarnkappen-Seiten hat die CVP rund 40 Kurzvideos mit bekannten Parteiexponenten produziert. Die ersten zirkulieren bereits im Netz und werden nun noch vermehrt platziert.

Nebst der Onlinekampagne setzt die Mittepartei auf ihre ­Initiative, mit der sie nichts weniger will als das Gesundheits­wesen retten. Die Vorlage für eine Kostenbremse im Gesundheitswesen beackert ein Thema, das im Sorgenbarometer der Schweizer chronisch weit oben zu finden ist. Die Unterschriftensammlung ist auf gutem Weg: «Am 21. September ist nochmals ein nationaler Sammeltag angesetzt», sagt Generalsekretärin Luzio. «Danach werden wir wohl verkünden können, dass wir die nötigen 100'000 Unterschriften für die Initiative für eine Kostenbremse im Gesundheitswesen fast beisammenhaben.»

National- und Ständeratsratswahlen 2019

Am 20. Oktober finden die eidgenössischen Parlamentswahlen in der Schweiz statt. Die insgesamt 200 Sitz im Nationalrat werden nach Anzahl Bevölkerung auf die Kantone verteilt und müssen neu gewählt werden. Auch die 46 Sitze des Ständerats werden neu vergeben.

BLICK bietet rund um die Uhr die aktuellsten Informationen zum Wahlkampf, der politischen Themenagenda der Parteien und Kandidaten, der Sitzverteilung im Parlament und den Wahlergebnissen.

Für die Ständeratswahlen sind die Kantone zuständig. Bei den Nationalratswahlen arbeiten Bund, Kantone und Gemeinden eng zusammen.

Am 20. Oktober finden die eidgenössischen Parlamentswahlen in der Schweiz statt. Die insgesamt 200 Sitz im Nationalrat werden nach Anzahl Bevölkerung auf die Kantone verteilt und müssen neu gewählt werden. Auch die 46 Sitze des Ständerats werden neu vergeben.

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