Meldungen über Zweit-Infektionen – das sagt die Corona-Taskforce dazu
Wer einmal Corona hatte, ist nicht genug geschützt

Wie jüngst bekannt wurde, gibt es mehrere Fälle von Personen, die ein zweites Mal am Coronavirus erkrankt sind. Was bedeutet das für die Bekämpfung der Pandemie?
Publiziert: 26.08.2020 um 20:46 Uhr
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Aktualisiert: 16.09.2020 um 19:49 Uhr
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In Hongkong hat sich ein Mann ein zweites Mal mit dem Coronavirus angesteckt.
Foto: Getty Images
Lea Hartmann

Erste Forschungsergebnisse und Annahmen zu Beginn der Corona-Pandemie machten Hoffnung: Wer einmal am Virus erkrankt ist, könnte danach immun sein. Doch bis heute ist unklar, wie lange eine einmal durchgemachte Corona-Erkrankung vor einer weiteren schützt. In den vergangenen Tagen sind mehrere bestätigte Fälle bekannt geworden von Personen, die sich wenige Monate nach einer ersten Ansteckung ein zweites Mal mit dem Coronavirus infiziert haben. Die Meldungen stammen aus Hongkong, Belgien und den Niederlanden.

Beim zweiten Mal weniger starke Symptome

Für Wissenschaftler sind die Forschungsergebnisse keine Überraschung. Daniel Speiser, Leiter der Expertengruppe Immunologie der wissenschaftlichen Taskforce des Bundes, sagt, er habe damit gerechnet, dass es im Verlauf der Pandemie zu Wieder-Ansteckungen kommen wird. «Die neusten Erkenntnisse entsprechen den Erwartungen.»

Ein gewisser Immunschutz ist aber trotzdem möglich, weil sich abzeichnet, dass die Symptome beim zweiten Mal offenbar weniger heftig sein können als bei der ersten Erkrankung. Der Betroffene (33) aus Hongkong zeigte bei der zweiten Infektion laut der Studie beispielsweise gar keine Symptome. Einer der Wiedererkrankten in Belgien hatte nur leichte Symptome. «Wir vermuten deshalb, dass eine Ansteckung einen Teilschutz bieten kann, der aber nicht sehr stark ist und nicht sehr lange anhält», sagt Speiser.

«Durchseuchung ist eine schlechte Idee»

Der Immunologe stellt klar: Die Strategie der Durchseuchung, die noch immer manche Anhänger hat, sei auch angesichts dieser Erkenntnisse «eine schlechte Idee». «Aufgrund dessen, was man jetzt weiss, ist die Immunität nach der Infektion dafür nicht ausreichend.» Deshalb müsse man weiterhin alles tun, um die Fallzahl tief zu halten. «Sonst läuft die Pandemie aus dem Ruder.»

Speiser gibt zudem zu bedenken, dass bis jetzt auch nur ein kleiner Anteil der Bevölkerung infiziert wurde. «Zum Glück», sagt er. Doch: So bleiben nach wie vor die meisten Menschen empfänglich für das Virus.

Entschärfen wird sich die Situation erst, wenn akzeptable Impfstoffe da sind. «Es gibt bereits Daten, die darauf hinweisen, dass gute Impfstoffe eine stärkere Immunität induzieren können als eine die Infektion», sagt Speiser. Das heisst: Nach einer Impfung dürfte man besser geschützt sein als nach einer Corona-Erkrankung. «Jedoch müssen die Impfstoffe zuerst auf Herz und Nieren geprüft werden und können nur eingesetzt werden, wenn sie wirklich effizient und sicher sind», sagt Speiser.


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