Die Corona-Zahlen bleiben hoch. Und damit auch der Druck auf die Spitäler. 9409 Neuansteckungen hat das Bundesamt für Gesundheit (BAG) am Freitag gemeldet. 231 Menschen wurden neu ins Spital eingewiesen. Hinzu kommen sind 70 Corona-Tote.
Die Bevölkerung müsse sich noch mehr anstrengen, weitere Ansteckungen zu verhindern. Für Martin Ackermann, Präsident der wissenschaftlichen Corona-Taskforce des Bundes, gibt es «keine wissenschaftlichen Hinweise darauf, dass die Massnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus ausreichen». Es sei zwar eine Verlangsamung zu beobachten. Das aber reiche noch nicht. Die Mobilität der Menschen sei immer noch zu hoch.
Es pendeln noch immer zu viele Menschen
«29 Prozent der Bevölkerung pendeln immer noch», sagte Ackermann am Freitag vor den Medien in Bern. Die Menschen bewegten sich immer noch deutlich mehr als während der ersten Welle im Frühling. Ackermann rief etwa zu flächendeckendem Homeoffice auf.
Werde nicht mehr getan, sei das Risiko gross, dass nicht mehr jeder Patient behandelt werden kann. Setzt sich die aktuelle Entwicklung fort, wird laut Ackermann am kommenden Dienstag die maximale Kapazität der zertifizierten Intensivbetten erreicht sein. «Wir müssen die Ansteckungen dringend stoppen», stellte Ackermann klar. Eine Entspannung auf den Intensivstationen sei nicht nur damit zu erreichen, dass man die Kapazitäten erhöhe.
«Die Situation auf den Intensivstationen ist systemkritisch»
«Die Situation auf den Intensivstationen ist systemkritisch», kommentierte der Basler Kantonsarzt Thomas Steffen. Eine Überlastung wäre extrem gefährlich. Das Problem sei das exponentielle Wachstum der Ansteckungen. Es gehe extrem schnell, bis die Intensivbetten ausgelastet sind, ergänzte BAG-Direktorin Anne Lévy. Hinzu komme, dass Corona-Patienten länger auf den Intensivstationen bleiben.
«Die Reserven auf den Intensivstationen schmelzen», sagte Lévy klar. Schweizweit gebe es rund 1100 Intensivbetten. Aktuell sind etwa 440 Corona-Patienten auf Intensivstationen, dazu 400 Patienten mit anderen Krankheiten: «Wir sind ziemlich voll, wir haben noch 25 Prozent Reserve.»
Leichte Stabilisierung, aber keine Entwarnung
Zwar liessen die Fallzahlen eine leichte Stabilisierung vermuten, aber noch keine Entwarnung. Diese Stabilisierung wirke sich kaum auf die Hospitalisationen aus, da sich diese verzögert. Konkret heisse das: Auch wenn die Fallzahlen sich stabilisieren würden, steigen die Spitaleinweisungen weiter an.
Die Taskforce plädiert dafür, die Testkapazitäten und das Contact Tracing weiter auszubauen. «Wir müssen alles daran setzen», sagte Ackermann. Neben den weiteren, bereits seit längerem etablierten Massnahmen, müsse auch die Kommunikation der Behörden mit der Bevölkerung eindringlicher werden: «Den Schweizerinnen und Schweizer muss bewusst werden, was auf dem Spiel steht.»
Entscheidend sei die Reproduktionszahl, sagte Ackermann. Diese liege weiterhin über 1. Das heisst: Jeder Infizierte steckt mehr als eine weitere Person an. «In den Griff bekommen wir das Virus erst, wenn der Wert deutlich und längere Zeit unter 1 bleibt.» Selbst im Wallis, das seit einigen Tagen in einem Teil-Lockdown ist, stiegen die Fallzahlen noch.