Zum «Freude herrscht» liess sich Ignazio Cassis (60) nicht hinreissen, mit einem Bonmot versuchte er es aber durchaus: «Es ist ein schöner Tag – und ich meine damit nicht das Wetter!» sagte der Bundespräsident vor den Medien. Denn das «Licht am Horizont», das der FDP-Bundesrat sieht, ist der absehbare Ausstieg aus dem Corona-Regime.
So hat die Landesregierung entschieden, dass schon ab Mitternacht mit der Quarantäne Schluss ist. Wer jetzt noch in Quarantäne sitzt, wird damit automatisch entlassen. Ebenfalls ab Donnerstag gilt die Homeoffice-Pflicht nicht mehr, auch wenn für das Arbeiten zu Hause nach wie vor eine Empfehlung gilt.
Zwei Varianten für weitere Lockerungen
«Eine Pandemie lässt sich nicht mit Trompeten und Fanfaren für beendet erklären», sagte SP-Gesundheitsminister Alain Berset (49). Das sei ein langsamer Prozess, der Schritt für Schritt vor sich gehe, denn verschwinden werde das Virus nicht. Und trotzdem könne man «mit Freude und Erleichterung» in die Zukunft blicken.
Für das weitere Vorgehen schlägt die Landesregierung nun zwei verschiedene Varianten vor, zu denen die Kantone innert Wochenfrist Stellung nehmen können. Die erste Option ist die Aufhebung sämtlicher verbliebener Massnahmen per 17. Februar. Der zweite Vorschlag sieht die Öffnung in mehreren Etappen vor.
Eine Ausnahme gibt es für die Isolationspflicht: Diese bleibt, egal welches Tempo der Bundesrat bei den Lockerungen anschlägt.
Tempo Teufel...
Entscheidet sich der Bundesrat für die Turbo-Variante, ist schon in zwei Wochen Schluss mit der Zertifikatspflicht in Restaurants oder an Veranstaltungen. Auch die Maske im öffentlichen Verkehr oder in den Läden wäre nicht mehr Pflicht. Die Einschränkungen bei privaten Treffen fallen ebenfalls. Aktuell sind diese in Innenräumen auf zehn Personen beschränkt, falls Ungeimpfte dabei sind.
Grossveranstaltungen bräuchten keine Bewilligung mehr, der Schutzschirm für diese soll aber bestehen bleiben. Letzterer sichert die Veranstalter ab, sollte Corona dem Festival oder dem Konzert doch noch einen Strich durch die Rechnung machen. Ganz ausgeschlossen ist das für die Landesregierung nicht, alle Instrumente will man offensichtlich nicht beerdigen.
...oder doch schrittweise
Bei der vorsichtigeren Variante 2 braucht es ab dem 17. Februar kein Zertifikat mehr, um ins Restaurant, ins Kino, oder ins Museum zu kommen. Im Restaurant gälte aber weiterhin Sitzpflicht. Überall dort, wo heute 2G+ gilt, also in Clubs oder im Hallenbad, schlägt der Bundesrat die Rückkehr zu 2G vor. Grossveranstaltungen im Freien bräuchten keine Bewilligung mehr. Bewilligungspflichtig bleiben aber Grossveranstaltungen in Innenräumen. Diese Einschränkung soll wie auch die Maskenpflicht und 2G erst in einem zweiten Schritt endgültig aufgehoben werden. wann dieser Schritt erfolgen würde, das lässt der Bundesrat offen.
Ob sehr schnell oder ziemlich schnell: Wann die Lockerungen kommen, hängt von der Entwicklung der Lage ab, hielt Berset fest. Wie schon häufig im Verlauf der Pandemie betonte der Gesundheitsminister, dass man keine genauen Kriterien nennen könne, ab wann welcher Schritt erfolgt.
Mit Reihentests soll Schluss sein
Die Kantone haben nun kommenden Mittwoch Zeit, ihre Meinung zu den Plänen abzugeben. Der Bund holt in der Konsultation nicht nur die Haltung der Kantone zu den beiden Öffnungs-Varianten ab, sondern auch zu einer Reihe weiterer Vorschläge. Der Bundesrat plant beispielsweise, für Einreisende die Testpflicht und das Ausfüllen des Einreiseformulars aufzugeben.
Zudem hat der Bundesrat offenbar vor, dem Testprogramm weitgehend den Stecker zu ziehen. So sollen die repetitiven Tests nur noch in Betrieben mit vulnerablen Personen finanziert werden. In Schulen soll bereits Ende März Schluss mit den Reihentests sein.