«Die Schweiz reagiert nicht auf Druck anderer Länder», betonte Gesundheitsminister Alain Berset (48) am Donnerstag vor den Medien in Muttenz BL. Mit seiner Strategie für die Skisaison stösst der SP-Bundesrat auf viel Kritik. Im Ausland, weil er die Skigebiete überhaupt offen lassen will. Und im Inland, weil er schärfere Corona-Massnahmen anstrebt.
«Ich würde selber auch sehr gerne Ski fahren gehen», versicherte Berset. Die grösste Herausforderung sei es nun aber, die Corona-Situation wieder in den Griff zu bekommen. Ansonsten werde man einen sehr hohen Preis dafür zahlen – gerade auch die Wirtschaft. Schon heute seien die Fallzahlen in manchen Tourismuskantonen steigend: «Wenn das so weitergeht, wo stehen wir dann an Weihnachten?»
«Die Situation heute ist sehr beunruhigend»
Es war ein Wink mit dem Zaunpfahl an die unzufriedenen Bürgerlichen. Und es war ein Hinweis darauf, dass Berset an schärferen Massnahmen festhalten will. Der Gesamtbundesrat wird voraussichtlich am Freitag darüber entscheiden.
Die Stabilität müsse gesichert werden. Wegen der hohen Corona-Zahlen riskiere die Schweiz ihren guten Ruf in Europa. Berset ermahnte daher die Kantone, rechtzeitig auf die Entwicklung der Pandemie zu reagieren. «Die Situation heute ist sehr beunruhigend», betonte Berset wiederholt.
Die Hoffnungen, dass sich der positive gesamtschweizerische Trend weiterenwickeln würde, hätten sich nicht erfüllt, sagte er im Beisein der beiden Baselbieter Regierungsmitglieder Thomas Weber (SVP, 59) und Kathrin Schweizer (SP, 51). Berset hatte zuvor den Corona-Standort Bruderholz des Kantonspitals Baselland und das neue Abklärungs- und Testzentrum Feldreben in Muttenz besucht.
«Der Schweizer Weg hat seinen Preis»
Wenn die Schweiz die Zahl der Neuansteckungen nicht rasch in den Griff bekommen, «mache ich mir im Hinblick auf Weihnachten grosse Sorgen», sagte Berset. «Der Schweizer Weg ist gut für uns, aber er hat seinen Preis: Funktioniert er nicht, muss man sehr rasch Massnahmen ergreifen.» Man könne sich keine weitere Entwicklung nach oben erlauben. «Die Situation bleibt sehr instabil.»
Auch wies der Gesundheitsminister darauf hin, dass in der Schweiz nach wie vor zu wenig Tests durchgeführt würden – und das nicht, weil Material fehlen würde. Die Menschen liessen sich einfach zu wenig testen. Berset rief daher die Bevölkerung dazu auf, sich auch bei nur leichten Symptomen testen zu lassen. «Sie schützen so auch andere», betonte er.