SVP-Doyen Christoph Blocher (77) gibt seinen Posten als Strategiechef ab und zieht sich aus der Parteileitung zurück. Das Ende der Ära Blocher? Mitnichten.
Blocher bleibt in der Politik
Blocher verlässt zwar das wichtigste SVP-Gremium. Aus der Politik verschwindet er aber nicht. Schon jetzt legte er das Schwergewicht auf dem Kampf gegen das EU-Rahmenabkommen. Jetzt, wo der Bundesrat die Verhandlungen vorantreibt, rückt der Ernstkampf näher. Blocher fokussiert seine Kräfte nun auf die Führung seines EU-No-Komitees.
Wie schon beim EWR plant er die Fundamental-Opposition, um die «Abschaffung der schweizerischen Demokratie» zu verhindern. Und das in typischer Manier: «Die Verwaltung ist verloren, der Bundesrat ist verloren, die Mehrheit des Parlaments ist verloren». Es bleibe nur die Volksabstimmung. «Das mache ich jetzt und hier zu meinem Ziel, nochmals dafür zu sorgen, dass die Schweiz ihre Grundsäulen behält.»
Blocher hat weiterhin das Sagen
Auch wenn der alt Bundesrat nicht mehr Chefstratege ist, hat er in der SVP weiterhin das Sagen. Das bestätigt Parteichef Albert Rösti (50) indirekt: So sagte er dem BLICK, dass er als SVP-Präsident zu Blocher einen «ganz engen Kontakt sicherstellen wird». Blochers strategisches Denken sei enorm gross – «und ich will weiterhin von seiner Erfahrung profitieren».
Auch zu den Fraktionssitzungen stehen Blocher die Türen weit offen. Da weiss er seinen Parlamentariern jeweils klarzumachen, wo Bartli den Most holt. Blocher bleibt damit so oder so der Chef.
Blochers Geist und Blut bleibt
Anstelle von Christoph Blocher übernimmt seine Tochter und Nationalrätin Magdalena Martullo-Blocher (48, GR) das Zepter im Parteileitungsausschuss. Nicht als Chefstrategin, sondern als Vizepräsidentin. Inhaltlich ändert sich damit kaum etwas. Der Auftrag bleibt, gegen die Anbindung an die EU zu kämpfen. Vater und Tochter ticken im Gleichklang. Die politische Erbdynastie findet mit ihr eine Fortsetzung.
Dabei wird einmal mehr der blochersche Opfermythos beschworen. Es habe einiges an Überzeugungskraft gebraucht, Martullo in die Parteileitung zu holen, so Rösti. Sie habe dieses Amt nicht gesucht. «Letztlich war es auch an mir, sie davon zu überzeugen, dass unsere Partei die besten Leute braucht. Und sie gehört zu den besten in unserer Partei.»
Auftrag, Mission, Berufung. Eine Tradition, die Martullo-Blocher auch im Gespräch mit BLICK zelebriert: «Ich mache es, weil es nötig ist», sagt sie. Und kokettiert damit, wie einst ihr Vater im Bundesrat Einsitz zu nehmen: «Das wäre der Worst Case, wenn ich noch Bundesrätin werden müsste. Ich habe früher auch gesagt, ich hoffe, es werde nie nötig, in die Politik zu gehen. Doch es wurde nötig.»
Sicher ist: Martullo-Blocher wird in der Parteispitze eine prägende Rolle spielen. Andere starke Figuren – wie etwa «Weltwoche»-Verleger Roger Köppel (52) – kommen nicht dazu. Neuzugänge wie Marco Chiesa (43), Marcel Dettling (37) und Sandra Sollberger (44) sind Hinterbänkler.
Das SVP-Schiff bleibt somit noch lange auf Blocher-Kurs.