Köppel vs. Industrie, Runde 3
«Dummes Zeug!»

Ein Text von «Weltwoche»-Chef hat für Zoff mit dem Industrieverband Swissmem gesorgt. Jetzt erklärt sich der SVP-Nationalratskandidat.
Publiziert: 22.07.2015 um 14:33 Uhr
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Aktualisiert: 10.09.2018 um 22:25 Uhr
Interview: Christof Vuille

Wie wichtig sind die bilateralen Verträge für die Schweizer Industrie? Darüber streiten sich Weltwoche-Chefredaktor Roger Köppel und der Branchenverband Swissmem (Blick.ch berichtete). Nach happigen Vorwürfen seitens Direktor Peter Dietrich nimmt Köppel nun erstmals Stellung.

Herr Köppel, Sie haben mit Ihrem Editorial zur Bedeutung der Bilateralen für die Industrie mächtig Staub aufgewirbelt. Swissmem-Direktor Peter Dietrich attackiert Sie in seinem Newsletter scharf.
Roger Köppel:
Ich bin überrascht über diese Kommunikationsstrategie. Nach der Publikation meines Artikels machte ich Präsident Hans Hess das Angebot, ein öffentliches Streitgespräch zum Thema zu führen. Er lehnte mit der Begründung ab, dass er keine Polemik wünsche.

Die haben wir nun aber. Ihnen wird vorgeworfen, mit falschen Zahlen zu operieren und «faktenfreie Aussagen» zu tätigen.
Das ist dummes Zeug! Ich habe einen ärgerlichen Fehler begangen. Tatsächlich sind 25 Prozent der Arbeitssuchenden Akademiker und nicht 25 Prozent der Arbeitslosen Akademiker. Das haben wir in der «Weltwoche» auch so ausgewiesen. Alle Zahlen aber sind korrekt und basieren auf Zahlen des Bundesamts für Statistik und des SECO.

Sie hätten Dietrichs Replik ja einfach drucken können.
Nein, das konnte ich nicht. Der Text war voller faktisch falscher Unterstellungen und auch argumentativ daneben, wenn behauptet wird, die Ausländerarbeitslosigkeit steige seit 2007 nicht. Das ist falsch. Die Ausländerarbeitslosigkeit steigt. Ich bin immer offen für eine sportliche Replik, aber so geht es nicht. Dietrich vergleicht zum Beispiel einen Monatsdurchschnitt der Ausländerarbeitslosigkeit mit Vorjahreszahlen. Das ist irreführendes Geflunker, um von der Realität abzulenken.

Sie haben Swissmem provoziert, als Sie dem Verband vorwarfen, er betreibe eine «masochistische Überschätzung der EU-Verträge»Das ist doch so. Die Bilateralen-Debatte hat heute in vielen Wirtschaftskreisen leider einen religiösen Charakter und nicht genehme Ansichten führen zu allergischen Reaktionen. Ich bin nicht per se gegen die Verträge und ich bin für die Wirtschaft – ich wünsche mir aber eine Debatte ohne Scheuklappen auf der Grundlage von Fakten. Schliesslich hat die Schweizer Industrie auch vor der Personenfreizügigkeit hervorragende Erfolge und Leistungen erzielt. Zu sagen, die  Industrie breche zusammen ohne die Bilateralen ist falsch und reine Angstmacherei - und eine Beleidigung für alle Unternehmer, die schon vor den Bilateralen erfolgreich waren.

Fakt ist: Nach der Bankiervereinigung wendet sich erneut ein Wirtschaftsverband gegen die SVP – Sie sind schliesslich mittlerweile auch Politiker.
Die SVP ist doch die wirtschaftsfreundlichste Partei der Schweiz! Offenbar sind die Verbände nervös wegen der Masseneinwanderungsinitiative. Mir ist umgekehrt klar, dass ich seit der Ankündigung meiner Nationalratskandidatur unter verstärkter Beobachtung stehe. Das ist auch gut so. Mein Angebot an Hans Hess für ein öffentliches Streitgespräch steht selbstverständlich weiterhin. Ich freue mich darauf. Es geht ja um wichtige Fragen!

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