Als glamouröses Finale des 5. Digitaltags fand am Donnerstagabend die Verleihung der Swiss Digital Economy Awards für Pioniere der digitalen Welt statt. Die grosse Gala im Zürcher Hallenstadion eröffnete Karin Keller-Sutter (57). Auch wenn es um Digitales ginge, freue sie sich, dass wieder analog gefeiert werde, sagte die Bundesrätin vor den 1000 geladenen Gästen aus der Digitalbranche, Forschung, Wirtschaft und Politik.
Keller-Sutter spielte damit natürlich auf Corona an. Die Pandemie habe uns sehr deutlich vor Augen geführt, wie wichtig direkte und persönliche Kontakte sind, «was es bedeutet, jemanden zu treffen und nicht nur am Bildschirm zu sehen: Wir sind Menschen, und Menschen sind soziale Wesen».
Kein Gegensatz zwischen Digital und Analog
Corona habe aber auch gezeigt, wie wichtig die Digitalisierung sei. Dabei ginge es nicht nur um Homeoffice, Onlineshopping und Netflix. Sondern um die Aufrechterhaltung der Versorgung, Kommunikation und Forschung. «Oder wer glaubt, man hätte ohne Digitalisierung binnen eines Jahres einen Impfstoff entwickeln können?»
Für Keller-Sutter ist darum klar: «Das Analoge und das Digitale sind kein Gegensatz. Sie gehören zusammen.» Das merkten die meisten ja auch in ihrem Alltag – durch neue Arbeitsformen zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Die Möglichkeit, Behördengänge bequem von zu Hause aus erledigen zu können.
«Skeptiker sind keine verkorksten Hinterwäldler»
Keller-Sutter – die freimütig zugab, selbst kein Tech-Freak zu sein – erinnerte die Gäste im Hallenstadion aber auch daran, dass die digitale Welt Risiken berge: Fragen um den Schutz der Privatsphäre oder aber die Gefahr von Cyberattacken.
«Unsere privaten Daten landen heute nicht mehr in einer staubigen Fiche in Bundesbern – was schlimm genug war –, sondern in sogenannten Clouds von globalen Riesen wie Google und Amazon.» All das löse Unbehagen aus. Und Keller-Sutter mahnte: «Es wäre nicht nur elitär, sondern auch falsch, Skeptiker einfach als verkorkste Hinterwäldler abzutun.»
Nur Ehrlichkeit schafft Vertrauen
Wer die künftigen Herausforderungen des digitalen Wandels ohne gesellschaftliche Spannungen meistern wolle, dürfe sich nicht auf Schlagworte verlassen: «Es braucht eine ehrliche Auseinandersetzung.» Die Abstimmung über die E-ID habe eines eindrücklich gezeigt: Nur wer das Unbehagen ernst nehme, gewinne das Vertrauen der Menschen. Zur Erinnerung: Am 7. März dieses Jahres sagten 64 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer Nein zur elektronischen Identität, mit der sie sich im Internet hätten ausweisen können.
Eines, so Keller-Sutter, dürften weder die Wirtschaft noch die Politik vergessen: «Digitalisierung muss dem Menschen dienen – und nicht umgekehrt.»