«Ich verdiene 5900 Franken im Service»
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Schweizer verraten ihren Lohn:«Ich verdiene 5900 Franken im Service»

Kaufkraft sinkt in vielen Branchen seit Jahren
Warum steigen unsere Löhne nicht?

Trotz Lohnerhöhung bleibt am Ende des Monats weniger im Portemonnaie. Doch die Lohn-Aussichten sind nicht so schlecht: Blick erklärt dir die Lohnentwicklungen und wie du zu mehr Einkommen kommst.
Publiziert: 21.03.2024 um 00:06 Uhr
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Aktualisiert: 21.03.2024 um 13:06 Uhr
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Für den Gewerkschaftsökonomen Daniel Lampart sind die Lohnerhöhungen in den letzten Jahren viel zu tief ausgefallen.
Foto: keystone-sda.ch

Das Bundesamt für Statistik hat die Löhne der Schweizerinnen und Schweizern analysiert. Der Medianlohn ist von 2020 bis 2022 um 1,8 Prozent gestiegen – auf 6788 Franken. Ein Anstieg beim Einkommen hört sich toll an. Trotzdem kam das kaum im Portemonnaie an. Denn die Teuerung lag höher, die Kaufkraft des Medianlohns sank um 1,5 Prozent. So blieb den Menschen in der Schweiz am Ende des Monats unter dem Strich doch weniger Geld übrig.

Von einem «substanziellen Lohnwachstum» sprach Arbeitgeberverband-Direktor Roland Müller (60) am Dienstag vor den Medien. Den Mini-Lohnanstieg um knapp zwei Prozent verteidigte er mit dem «krisenhaften Umfeld». Corona, Lieferengpässe, gestiegene Energiepreise und der Ukraine-Krieg hätten den Unternehmen das Geschäft in den letzten Jahren deutlich erschwert.

«Immer mehr Haushalte kommen kaum mehr über die Runden»

Für den Gewerkschaftsökonomen Daniel Lampart (55) sind die Lohnerhöhungen viel zu tief ausgefallen: «In Verbindung mit dem Prämienschock bei den Krankenkassen bekunden immer mehr Haushalte Mühe, über die Runden zu kommen.» Besonders erschreckend sei, dass etwa Angestellte bei Post- und Kurierdiensten 2022 einen nominal tieferen Lohn als noch 2010 hatten. Auch in der Chemie-, Metall- und Elektroindustrie gingen die Reallöhne zwischen 2018 und 2022 bei den Menschen ohne Kaderfunktion zurück.

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Auch der Arbeitgeberverband dementiert den Reallohnverlust nicht. In den Jahren vor 2022 machte den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer vor allem die hohe Teuerung zu schaffen, so Direktor Roland Müller.

Inflation traf auch Unternehmen

Michael Siegenthaler (38), Arbeitsmarktexperte bei der Konjunkturforschungsstelle (KOF) der ETH Zürich, erklärt: «Weil die Güter im Ausland und insbesondere die Energie teurer wurden, hatten wir eine importierte Teuerung. Das heisst: Die Inflation traf die Unternehmen ebenso wie die Beschäftigten.» Auch sie hätten dadurch höhere Kosten und somit kein Geld für die Lohnsteigerungen ihrer Beschäftigten gehabt.

Kommt hinzu: In den zehn Jahren vor Corona hätten wir in der Schweiz meist Inflationsraten um die null Prozent gehabt. «Man hatte sich also an stabile Preise gewöhnt. Nach Corona hat es etwas gedauert, bis wir uns wieder mit der Inflation zurechtgefunden haben», sagt Siegenthaler. Denn: Die Löhne in der Schweiz werden im Herbst meistens an die Inflationsrate des Vorjahres angepasst. Sie reagieren also verzögert auf die Inflation.

KOF rechnet mit Reallohnplus

Der Arbeitsmarktexperte sagt allerdings auch, dass der Fachkräftemangel eher geholfen habe für das Lohnwachstum. Nur: Arbeitnehmende profitierten vor allem dann vom Fachkräftemangel, wenn sie das Unternehmen wechselten. «Dann können sie grössere Lohnzuwächse aushandeln, als dies im gleichen Unternehmen möglich ist. Das passierte in der Schweiz aber in den vergangenen zwei Jahren gar nicht so viel», erklärt Siegenthaler.

Für dieses Jahr rechnet die KOF mit einem Lohnwachstum von zwei Prozent. Wahrscheinlich resultiere ein kleines Reallohnplus. Für 2025 würde der Reallohn wohl um ein halbes bis ein Prozent steigen. Die grösste Unsicherheit sei die Entwicklung der Inflation. Wenn es etwa zu einem erneuten Energieschock komme, könne das grosse Auswirkungen auf die realen Löhne haben.

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