Das Thema «Re-Erding» geht nun an den Regierungsrat, der dazu einen Bericht ausarbeitet. Danach wird der Kantonsrat entscheiden, ob ein solcher Versuch gestartet werden soll oder nicht.
Hinter der Einzelinitiative steht ein Mitglied der GLP Senioren, der sich «Re-Erding» für seine eigene Bestattung gut vorstellen könnte. Der Körper werde zur Basis für neues Leben. «Re-Erding» sei technologisch und politisch reif für die Einführung.
Übrig bleibende Knochen werden gemahlen
Beim «Re-Erding» werden Verstorbene in einem Metall-«Kokon» auf ein Bett aus Stroh, Heu, Kräutern und Blumen gelegt, wobei sie mit diesem Material auch zugedeckt werden. Dann wird der «Kokon» geschlossen. Die Mikroorganismen, die im pflanzlichen «Bett» und im Körper leben, zersetzen den Körper innert 40 Tagen zu Komposterde.
Übrig bleiben – wie bei der Erdbestattung – die Knochen, die gemahlen und der neuen Erde beigemischt werden. Diese Erde wird dann beispielsweise auf dem Friedhof wiederverwendet. Viele Parlamentarierinnen und Parlamentarier fanden die Idee «sehr interessant». Sie entspreche dem Bedürfnis des Menschen, Teil des natürlichen Kreislaufs zu sein, sagte Sandra Bienek (GLP, Zürich).
«Als Blumentopferde weiterbestehen»
Auch die SP war für einen solchen Versuch. Ethische Bedenken sehe sie keine, sagte Brigitte Röösli (Illnau-Effretikon). «Wenn man sich auch für die Körperwelten-Ausstellung präparieren lassen darf, ist es ethisch doch unproblematischer, als Blumentopferde weiterzubestehen.» Die Menschen sollten die Wahlfreiheit haben.
Auch die Grünen sahen keine Hindernisse. «Ist es ethisch weniger bedenklich, wenn wir verbrannt werden?», fragte Benjamin Krähenmann (Zürich). «Re-Erding» geschehe nach dem biblischen Grundsatz «Von der Erde bist du genommen, und zur Erde kehrst du zurück».
Judith Anna Stofer (AL, Dübendorf) weiss schon jetzt, dass «Re-Erding» für sie durchaus infrage kommen könnte. Dies sei ein viel schönerer Gedanke als «zwei Meter unter der Erde in einem kalten und nassen Sarg zu liegen oder verbrannt zu werden».
«Wieso nicht gleich eine Seebestattung?»
Vorbehalte hatten hingegen SVP, EVP und Teile der Mitte-Fraktion. «Es braucht keine neuen Bestattungsformen», sagte Markus Schaaf (EVP, Zell). Das Kompostieren habe doch auch etwas Beliebiges. «Wieso nicht gleich eine Seebestattung auf dem Greifensee oder eine Einbalsamierung am Uetliberg?»
Die SVP wiederum fand die Idee zwar ebenfalls «sehr interessant», allerdings werde dadurch die Würde der Verstorbenen verletzt. «Und was macht man mit dem Endprodukt?», fragte Ueli Bamert (Zürich).
Abgesehen von Friedhofserde könne er sich keine Verwendung vorstellen. «Niemand will das als Blumenerde.» Es sei zudem unklar, was mit den Schadstoffen passiere. Menschliche Körper seien ja oft mit Medikamenten, Antibiotika oder Drogen belastet.
Bisher sind in der Schweiz erst Erdbestattungen und Kremationen erlaubt. In Deutschland ist «Re-Erding» hingegen seit Jahren ein Thema, auch auf politischer Ebene. Erlaubt ist das Leichen-Kompostieren bisher aber nur in Schleswig-Holstein. Die Idee stammt ursprünglich aus den USA.