Kantone stellen sich quer
Über 50'000 Betten für ukrainische Flüchtlinge bleiben leer

Tag für Tag kommen seit drei Monaten Flüchtlinge aus der Ukraine in die Schweiz. Viele würden gerne bei Privaten unterkommen. Die Kantone verhindern dies aber. Sie haben die Ukrainer lieber in öffentlichen Strukturen.
Publiziert: 05.06.2022 um 11:35 Uhr
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Ukrainische Flüchtlinge in einer Kollektivunterkunft in Givisiez.
Foto: keystone-sda.ch

Die Solidarität für ukrainische Flüchtlinge ist noch immer gross. Der Ärger vieler, die sich bereit erklärt haben, Flüchtling bei sich aufzunehmen allerdings auch. 24'000 Schweizerinnen und Schweizer haben sich seit Ausbruch des Ukraine-Krieges bei der Kampagnenorganisation Campax registriert, um Geflüchteten eine Unterkunft anzubieten. Die privaten Gastgeber hätten insgesamt Platz für 57'000 Menschen – doch nun zeigt sich: Die meisten Zimmer, Wohnungen und Häuser sind bis heute leergeblieben, schreibt die «SonntagsZeitung».

Die Organisation Campax, die zusammen mit der Flüchtlingshilfe im Auftrag des Bundes arbeitet, konnte bis heute erst 4500 Flüchtlinge vermitteln. 52'500 Plätze sind nicht besetzt. Und das, obwohl bisher erst rund die Hälfte der über 50'000 ukrainischen Flüchtlinge in der Schweiz eine private Unterkunft gefunden haben. Der Rest muss seit Wochen in öffentlichen Strukturen wie Bundesasylzentren, Zivilschutzanlagen und ehemaligen Truppenunterkünften leben.

Kantone sind das Problem

Das Problem: Campax und die Flüchtlingshilfe dürfen Ukrainer und Ukrainerinnen nur bei privaten Gastgebern platzieren, wenn der betroffene Kanton das zulässt. Doch viele Kantone scheinen nicht wirklich an einem hohen Anteil an Kriegsflüchtlingen in Privatunterkünften interessiert zu sein. Einige verweigern die Zusammenarbeit mit Campax grundsätzlich.

Andere wollen «zuerst ihre Unterkünfte, die sie jetzt mit grossem Aufwand geschaffen haben, belegen», sagt Gaby Szöllösy (56), Generalsekretärin der Sozialdirektorenkonferenz, zur «SonntagsZeitung». Dazu kommt, dass viele Behörden befürchten, die Unterbringung bei Privaten könne auf die Dauer zu Problemen führen und sei teuer. Dass die Vermittlung durch Campax oft nicht funktioniert, frustriert viele, die gerne Kriegsflüchtlinge aufnehmen würden. Dies zeigen zahlreiche Beiträge in den sozialen Medien. (pbe)

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