Kopfschmerzen, Übelkeit, Angst oder einfach keine Lust. Immer mehr Schülerinnen und Schüler schwänzen den Unterricht. Zahlen dazu gibt es zwar nicht. Aber die Rückmeldungen von Schulleitungen und schulpsychologischen Diensten zeigen einen klaren Trend.
Im Kampf gegen den Absentismus wollen einige Kantone nun eingreifen. So etwa der Kanton Basel-Stadt, wie SRF berichtete. Dieser erwägt, eine Anwesenheitspflicht von 80 Prozent einzuführen, damit Gymnasiasten an die Maturitätsprüfung zugelassen werden. Den Vielschwänzern und Vielschwänzerinnen wäre die Matur also verweigert.
Ein Zeichen setzen
Der Vorschlag befindet sich derzeit noch in Vernehmlassung. Er soll im Rahmen einer grossen Reform der gymnasialen Matur beschlossen werden. Die Massnahme allein werde das Absentismus-Problem zwar nicht lösen, sagt Patrick Langloh (58), Leiter Mittelschulen und Berufsbildung im Basler Erziehungsdepartement zum «Tages-Anzeiger». Es würde aber ein Zeichen gesetzt, dass man die Schüler im Unterricht erwarte.
Langloh betont: Es gehe nicht um Schülerinnen und Schüler, die länger im Spital liegen. Es seien häufig diffuse Gründe, die zu Absenzen führten, wie diagnostizierte psychische Probleme, Zukunftsängste, manchmal auch verbunden mit Kiffen oder familiären Konflikten. Die neue Regelung könne auch dazu beitragen, dass sich die Betroffenen rechtzeitig Hilfe holen.
Auch andere Kantone greifen ein
Nicht nur in Basel wird geschwänzt. Auch andere Kantone überlegen sich derzeit, wie mit dem Problem umzugehen ist. Im Wallis wurde ein Kompetenzzentrum geschaffen, um Schülerinnen und Schüler mit Schulphobien zu betreuen, wie der «Tages-Anzeiger» schreibt. So sollen sie wieder in Regelklassen integriert werden. In Zürich soll die Sozialarbeit direkt an den Gymnasien ausgebaut werden und in Schaffhausen gibt es ab nächstem Jahr eine Weiterbildung zum Thema Absentismus.
Auch in Zug hat die Maturitätskommission eine Anwesenheitspflicht von 80 Prozent im Gymnasium in Betracht gezogen, dann allerdings verworfen. Es sei wichtiger, früh hinzuschauen und zu handeln, wenn Jugendliche nicht in der Schule erscheinen, begründete der Bildungsdirektor Stephan Schleiss.
Schulbesuch als freiwillig empfunden
Es gibt verschiedene Gründe für die vielen Absenzen. Laut Lucius Hartmann (50), Präsident des Vereins Schweizerischer Gymnasiallehrerinnen und -lehrer, habe sich die Einstellung zu Absenzen verändert. Ein Grund sehe er in der höheren schulischen Belastung und in der Zunahme psychischer Probleme.
Einige Schüler würden die Absenzenreglemente aber auch «kreativ auslegen und den Schulbesuch als freiwillig empfinden».