Letztes Jahr enthüllte Blick: Der Bund prüfte den Verkauf des Palazzo Trevisan in Venedig (I) – ein schmuckes Juwel am Giudecca-Kanal, wo die Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia Veranstaltungen organisiert. Der Artikel löste vor allem im Tessin eine Kontroverse aus. Marco Solari (81), langjähriger Präsident des Filmfestivals von Locarno, warnte vor einem «Angriff auf die Italianità der Schweiz». Die Tessiner Kulturministerin Marina Carobbio Guscetti (58) kritisierte: «Die Italianità der Schweiz darf nicht Sparmassnahmen zum Opfer fallen.» Der Tessiner Bundesrat Ignazio Cassis (64) sprach ein Machtwort und drängte auf eine interdepartementale Arbeitsgruppe.
«Variante Verkauf kommt nicht infrage»
Recherchen von Blick gestützt auf das Öffentlichkeitsgesetz zeigen: Capitolo chiuso! «Variante Verkauf kommt nicht infrage», steht in einem Protokoll. «Bis zur nächsten Sitzung der Arbeitsgruppe am 4. Juni soll ein Nutzungskonzept zwischen EDA, Pro Helvetia und anderen Partnern vorliegen. Den Lead übernimmt das EDA.»
Wie genau der Palazzo Trevisan von Januar 2026 an genutzt werden soll, ist noch unklar: «Grundsätzlich sind pro Jahr 1200 Übernachtungen und 300 Saalnutzungen möglich.» Pro Helvetia bleibe Hauptmieter – weitere Akteure könnten Kantone, Schweizer Universitäten und Fachhochschulen, Stiftungen, Filmfestivals, Galerien und Museen seien. «Da das neue Konzept das Thema der Nachhaltigkeit aufgreift, könnte auch der Privatsektor an einer Beteiligung interessiert sein», steht in einem Papier, das Blick vorliegt.
Das Hauptgeschoss des Palazzo Trevisan wurde 1966 von der Schweiz gekauft. Bis 2002 war hier das Generalkonsulat in Venedig ansässig, seitdem wird der Palast für Kulturarbeit genutzt.