Was gingen die Wogen hoch, als das Parlament Ende 2016 den «Inländervorrang light» beschloss, eine sehr milde Umsetzung der Masseneinwanderungs-Initiative. «Verfassungsbruch!», schrie die SVP. Von einer pragmatischen Lösung, die Brüssel nicht auf die Palme bringen werde, die anderen.
Jetzt zeigen neue Zahlen des Bundesamtes für Statistik, aus denen der «Tages-Anzeiger» zitiert: Der Problemdruck ist in den letzten Jahren ständig gesunken. So wenige Einwanderer wie im ersten Halbjahr 2017 sind seit Einführung der vollen Personenfreizügigkeit noch nie aus der EU in die Schweiz gezügelt. 15’000 waren es nur.
Zum Vergleich: 2008 waren es im ersten Halbjahr fast 40’000 Personen. Die Zahlen sind seit 2013 rückläufig.
Die neue Statistik überrascht nicht wirklich. Schon Ende Juni schrieb BLICK über die sinkenden Zahlen und stützte sich auf Daten bis und mit Mai.
Den anderen geht es wieder besser
Was sind die Gründe für den abnehmenden Migrationsdruck?
Erstens die verbesserte Lage der Länder, aus denen bisher viele Zuzüger kamen. Der «Tages-Anzeiger» zitiert Jan-Egbert Sturm, Leiter der Konjunkturforschungsstelle (KOF) der ETH Zürich: «In Deutschland boomt die Wirtschaft, aber auch in Spanien und Portugal findet ein Aufschwung statt.»
Tragische Ausnahme: Italien. Migranten vom Stiefel haben vor drei Jahren die Portugiesen als grösste Einwanderergruppe in die Schweiz abgelöst.
Schweiz war auch schon attraktiver
Der zweite Grund: Die Schweiz ist nicht mehr so sexy wie auch schon. Der Arbeitsmarkt schwächelt, auch weil der Franken trotz der kleinen Abwertung zuletzt immer noch stark ist.
Der Basler Arbeitsmarkt-Professor George Sheldon dazu: «Die Zuwanderung in die Schweiz wird in erster Linie von der wirtschaftlichen Nachfrage von Schweizer Unternehmen bestimmt.» Von alleine kämen Ausländer kaum hierher, um Arbeit zu suchen. (kst)