Jede zweite 25- bis 34-jährige Person besitzt heute in der Schweiz einen Hochschulabschluss oder eine höhere Berufsbildung. Damit hat sich die Diplomquote seit der Jahrtausendwende verdoppelt.
Das zeigt der neuste Bildungsbericht, der am Dienstag von Bundesrat Guy Parmelin (63) vorgestellt wurde.
Schuld sind neue Hochschulen
Dem Vorsteher des Departements für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF) und gelerntem Weinbauern sass Stefan C. Wolter zur Seite. Der Direktor der Schweizerischen Koordinationsstelle für Bildungsforschung sagte, die oft beklagte Akademisierung lasse sich gut erklären. So sei die wachsende Anzahl Personen mit solchen Diplomen mehrheitlich auf die Reform des Hochschulsystems zurückzuführen. Die «Diplomatisierung» ist somit mehr dem Aufbau von Fachhochschulen und pädagogischen Hochschulen geschuldet als den Universitäten.
So besuchte man bis in die 1990er-Jahre in vielen Kantonen ein Lehrerseminar, um zu unterrichten. Und auch für die Arbeit im Kindergarten war kein Gymnasialabschluss nötig.
Frauen in der Mehrheit
Am Gymi sind heute die Frauen in der Mehrheit. Hier zeigt sich die verbesserte Stellung der Frauen im Berufsleben. So ist die zunehmende Diplomquote auch eine Folge davon, dass mehr Frauen in den Gymnasien lernen. Das wiederum hat zeitverzögert auch dazu geführt, dass ihnen zusätzliche Bildungswege offenstehen. Die Hochschulquote der Frauen sei mittlerweile höher ist als jene der Männer, so Wolter. 1980 lag der Frauenanteil an den Gymnasien noch bei 42 Prozent. Bis 2021 kletterte er auf 57 Prozent.
Im Vergleich mit anderen westlichen Staaten, genauer mit den OECD-Ländern, verfügt die Schweiz über eine sehr hohe Diplomquote bei den 25- bis 34-Jährigen. Während sie hierzulande bei 52 Prozent liegt, können in Italien unter 30 Prozent einen solchen Bildungsabschluss vorweisen. Deutlich höher liegt er aber in Korea. Dort haben 70 Prozent einen solchen Abschluss.
Das gute Abschneiden im OECD-Vergleich erklären sich Bildungsexperten mit unserem dualen Bildungssystem, das durchlässiger geworden ist. So geht hierzulande rund ein Viertel aller Frauen und Männer mit einem höheren Abschluss auf eine höhere Berufsbildung zurück. Ein Beispiel ist hier Bundesrat Parmelin selbst: Er absolvierte einst eine Berufslehre als Landwirt und krönte diese Ausbildung später als Meisterlandwirt und -weinbauer.
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Trotz der vergleichsweise tiefen Maturaquote erlangen in der Schweiz so dennoch besonders viele Menschen einen höheren Bildungsabschluss. Beispielsweise ist es hierzulande möglich, etwa im Bereich Steuer- und Rechnungswesen, Einzelhandel oder im Baugewerbe ein Diplom für eine höhere Fachprüfung zu erhalten.
Gesuchte Arbeiter im Markt
Dass sich dennoch immer mehr Leute zu einem Studium entschliessen, hat auch ökonomische Gründe. Denn nach wie vor wird für höhere Bildung mehr bezahlt – obwohl heute deutlich mehr Personen über einen solchen Abschluss verfügen. Zudem ist der Fachkräftemangel in denjenigen Berufen am stärksten, die einen höheren Abschluss verlangen.