Mehrere hundert Personen sind am Mittag mit dem Schiff von Brunnen SZ aus über den Vierwaldstättersee aufs Rütli gefahren, die meisten von ihnen waren Frauen. Vieles ist dieses Jahr anders. Die von der Frauendachorganisation Alliance F organisierte Bundesfeier heisst «Frauenrütli», auf dem Logo des Fests prangen nicht die drei bärtigen Eidgenossen, die auf Brüderlichkeit schwören, sondern drei Frauen unterschiedlicher Hautfarbe.
Vegi statt Würste
Cervelats werden auf dem Rütli an diesem 1. August keine gebrätelt – stattdessen haben die Festbesucherinnen und -besucher vor der Abfahrt des Schiffs ein vegetarisches Lunchpaket erhalten. Die Nationalhymne wird gemäss Programm gesungen, aber nicht mit dem traditionellen, sondern mit dem neuen Text «Weisses Kreuz auf rotem Grund».
Umweltministerin Simonetta Sommaruga (61, SP) und Verteidigungsministerin Viola Amherd (59, Die Mitte) sind zwar zwei Bundesrätinnen auf dem Rütli, eigentliche Festansprachen halten sie aber nicht. Stattdessen gibt es auf der Rütliwiese Erzählungen zur Frauengeschichte und Begegnungen zwischen Frauen – dies als Ausdruck einer integrativen Demokratie, wie es sie in der Schweiz erst seit 50 Jahren gibt, erklärte Alliance F.
«Äs fägt!», sagte Bundesrätin Sommaruga über den Aufmarsch der Frauen auf dem Rütli zu Blick. Es müsse aber noch viel passieren – gerade zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie.
Gesellschaftswandel befördern
Das Frauenrütli hat denn auch eine klare politische Botschaft. Nach dem Frauenstreik und dem Erfolg der Frauen bei den letzten eidgenössischen Wahlen solle mit dieser Bundesfeier das neue Selbstverständnis der Frauenbewegung gestärkt werden, teilte Alliance F mit. Ziel sei ein weiterer Wandel in der Gesellschaft, denn die Gleichstellung sei noch nicht erreicht. (SDA/pt)