Sollen auch Frauen bis 65 arbeiten? Knapp zwei Drittel der Stimmberechtigten finden: Ja. Das ist das Ergebnis der ersten Abstimmungs-Umfrage von GFS Bern im Auftrag der SRG. 64 Prozent der Befragten hätten der Angleichung des Rentenalters zugestimmt, wäre schon jetzt abgestimmt worden, 33 Prozent sie abgelehnt. Der Anteil der Unentschlossenen liegt bei tiefen 3 Prozent.
Auch die zweite Vorlage zur AHV-Reform, bei der es um die Erhöhung der Mehrwertsteuer geht, hat mit 64 Prozent Ja-Stimmen eine klare Mehrheit. Zu beiden Vorlagen braucht es am 25. September ein Ja, damit die AHV-Reform unter Dach und Fach ist.
Sehr eng wird es derweil für die Befürworterinnen und Befürworter der Massentierhaltungs-Initiative, über die ebenfalls im September abgestimmt wird. In der am Freitag veröffentlichten Erhebung gaben 51 Prozent der Befragten an, sie hätten bestimmt oder eher Ja gesagt zur Initiative. Damit droht der Initiative ein Absturz. Erfahrungsgemäss sinken die Zustimmungswerte zu einer Initiative, je näher der Abstimmungssonntag rückt.
Zittern muss auch Finanzminister Ueli Maurer (71): Nur eine relative Mehrheit zeigt die Umfrage für die vierte Vorlage, über welche die Stimmberechtigten am 25. September befinden: 49 Prozent hätten der Aufhebung der Verrechnungssteuer und der Umsatzabgabe auf inländische Obligationen zugestimmt. 35 Prozent gaben an, sie hätten die Gesetzesänderung abgelehnt. Mit 16 Prozent ist der Anteil der Unentschlossenen deutlich höher als bei den anderen Vorlagen. Das dürfte sich durch die Komplexität der Vorlage erklären.
Nur SP gegen Rentenalter-Erhöhung
Bei der AHV-Reform sei die parteipolitische Polarisierung bereits gut erkennbar, schreiben die Studienautorinnen und -autoren. Erwartungsgemäss ist eine Mehrheit der SP-Anhängerinnen und -Anhänger gegen die Rentenalter-Erhöhung. Allerdings sind es selbst bei den SP-Sympathisantinnen nur knappe 51 Prozent.
Bei GLP, Mitte, FDP und SVP zeigt die Umfrage dagegen klare Mehrheiten für die Reform. Bei der FDP-Basis liegt der Ja-Anteil bei 83 Prozent, bei jener der GLP bei 80 Prozent. Auch bei Mitte und SVP dominiert das Ja-Lager mit 77 Prozent beziehungsweise 69 Prozent klar. Auch bei den Parteiungebundenen überwiegt mit 57 Prozent die Zustimmung.
Eine Ausnahme bilden die Sympathisantinnen und Sympathisanten der Grünen: 51 Prozent von ihnen äusserten sich für die Erhöhung des Frauen-Rentenalters – trotz gegenteiliger Haltung ihrer Partei.
Deutlicher Geschlechterunterschied bei Abstimmung
Wie schon in einer früheren Umfrage von Tamedia und «20 Minuten» zeigt sich auch in der Erhebung im Auftrag der SRG ein deutlicher Geschlechterunterschied: 74 Prozent der Männer, aber nur 52 Prozent der Frauen gaben an, für die AHV-Reform stimmen zu wollen. Mit 69 Prozent ist die Zustimmung in der Deutschschweiz zudem höher als in der Romandie mit 49 Prozent und in der italienischsprachigen Schweiz mit 50 Prozent.
Der Erhöhung der Mehrwertsteuer stimmen die Anhängerschaften aller Parteien mehrheitlich zu – auch jene von SP und Grünen. Es sei jedoch zu erwarten, dass der Zuspruch zur Reform bei den linken Parteien im Verlauf der Kampagne noch sinken werde, so GFS Bern. Am geringsten ist der Ja-Anteil zur Zusatzfinanzierung der AHV mit 56 Prozent bei der SVP-Basis.
Frauen eher für Massentierhaltungs-Initiative
Die Massentierhaltungs-Initiative findet bei Frauen deutlich mehr Anklang als bei Männern. 60 Prozent der befragten Frauen sagten gegenüber GFS Bern, dem Begehren zustimmen zu wollen, aber nur 41 Prozent der Männer. Klare Mehrheiten von 87 respektive 77 Prozent findet die Initiative bei den Anhängerinnen und Anhängern von Grünen und SP. Bei der Basis der Grünliberalen äusserten sich 63 Prozent zustimmend, bei den Parteiungebundenen liegt der Ja-Anteil bei 54 Prozent.
Dagegen fällt das Volksbegehren bei den Anhängerschaften von SVP, FDP und Mitte. 70 Prozent der Anhängerinnen und Anhänger der SVP und 69 Prozent jener der FDP sagten, sie hätten ein Nein in die Urne gelegt. Auch bei der Basis der Mitte liegt das Nein-Lager mit 62 Prozent vorn.
Relativ stark fällt laut der Studie zudem der Stadt-Land-Graben aus: In grossen Agglomerationen wollen demnach 57 Prozent zustimmen, auf dem Land lediglich 40 Prozent. In kleinen und mittleren Agglomerationen zeigt die Umfrage eine knappe Ja-Mehrheit von 52 Prozent.
Je höher das Einkommen, desto höher die Zustimmung
Das Verrechnungssteuergesetz hätten die Anhängerinnen und Anhänger von SP und Grünen Anfang August mehrheitlich verworfen – mit 54 respektive 51 Prozent. Bei allen anderen Parteien hätte es zumindest eine relative Mehrheit gefunden. Am meisten Zustimmung zeigt die Umfrage bei der FDP-Basis mit 73 Prozent Ja.
Je höher das Einkommen, desto höher fällt die Zustimmung zur Änderung des Verrechnungssteuergesetzes aus, wie GFS Bern weiter ausführte. Das Institut wies darauf hin, dass der Stand der Meinungsbildung noch tief sei. Erst 44 Prozent hätten eine feste Meinung. Bis zum Abstimmungssonntag sei mit Bewegung bei den Stimmabsichten zu rechnen.
GFS Bern befragte für die SRG-Umfrage zwischen dem 29. Juli und dem 15. August 12'015 Stimmberechtigte. Der statistische Fehlerbereich beträgt +/-2,8 Prozentpunkte. (SDA/chs/lha)