«Wir hätten keinen Ferrari gekauft, wenn es ein VW getan hätte»
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Neuer Kampfjet:«Hätten keinen Ferrari gekauft, wenn es ein VW getan hätte»

Bundesrat gibt Kampfjet F-35 den Zuschlag
«Wir hätten keinen Ferrari gekauft, wenn es ein VW getan hätte»

Verteidigungsministerin Viola Amherd hat sich durchgesetzt: Der Bundesrat will 36 F-35 des US-Herstellers Lockheed Martin kaufen. Es sei nicht nur der beste, sondern auch der günstigste Jet.
Publiziert: 30.06.2021 um 01:04 Uhr
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Aktualisiert: 30.06.2021 um 19:42 Uhr
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Verteidigungsministerin Viola Amherd auf dem Weg zur Medienkonferenz mit Armeechef Thomas Süssli (links), Armasuisse-Projektleiter Darko Savic (Hintergrund) und Rüstungschef Martin Sonderegger (rechts).
Foto: Keystone
Lea Hartmann

Der Bundesrat hat sich entschieden. Laut eigenen Angaben für den besten und günstigsten Jet – aber auch den umstrittensten.

36 Flieger des Typs F-35 will die Landesregierung von US-Rüstungskonzern Lockheed Martin kaufen. Bei drei der vier Hauptkriterien in der Evaluation habe der US-Tarnkappenjet die anderen Kandidaten hinter sich gelassen, sagte Verteidigungsministerin Viola Amherd (59) an der Medienkonferenz.

Bei der Wirksamkeit (also der Leistung des Jets), dem Produktesupport (Instandhaltung und Ausbildung) und der Kooperation hatte die F-35 die Nase vorne.. Nur beim vierten Kriterium der Kompensations-Geschäfte, kam sie nicht auf Rang 1.

Preislich unschlagbar

Knapp 5,1 Milliarden kosten die Jets. Auch wenn man die Teuerung bis zur Zahlung in ein paar Jahren berücksichtige, überschreite man damit das Kostendach von 6 Milliarden Franken nicht, zu dem die Stimmbevölkerung vergangenen Herbst ganz knapp Ja gesagt hat, versicherte die Bundesrätin. Rechnet man die Betriebskosten hinzu, kosten die Jets laut Bundesrat über 30 Jahre insgesamt 15,5 Milliarden Franken. Ein preislich unschlagbares Angebot.

Der zweitgünstigste Flieger hätte 2 Milliarden mehr gekostet. Welcher das ist, darf der Bundesrat wegen Geheimhaltungsklauseln nicht sagen. Neben der F-35 waren die Rafale von Dassault (Frankreich), der Eurofighter von Airbus (europäisches Gemeinschaftsprojekt) und die Super Hornet von Boeing (USA) im Rennen.

Der US-Jet ist zudem nicht nur moderner als alle andern, sondern auch vergleichsweise umweltfreundlich. Weil er einfacher zu bedienen ist, brauchen Pilotinnen und Piloten weniger Flugstunden. Zudem erlaubt ein grösserer Tank längere Trainingsflüge, was weniger Starts und Landungen zur Folge hat. Mit dem neuen Jet kann man die CO2-Emissionen laut der Armee um etwa 25 Prozent senken.

«Keinen Ferrari gekauft, wenn es ein VW getan hätte»

Die F-35, für die sich der Bundesrat nun entschieden hat, war in den vergangenen Jahren auch als «Luxusjet» oder «Ferrari der Lüfte» bezeichnet worden. Dass nun ausgerechnet dieser Flieger am preiswertesten sein soll, stösst gerade bei der Konkurrenz auf Skepsis. Darauf angesprochen, sagte Amherd, man habe das Flugzeug mit dem besten Kosten-Nutzen-Verhältnis gesucht – und nun den Jet gewählt, der diesbezüglich am besten abschnitt. Man wolle keine Steuergelder verschleudern. «Wir hätten keinen Ferrari gekauft, wenn es ein VW getan hätte und der Ferrari dreimal teurer gewesen wäre.»

Amherd betonte, dass angesichts des klaren Evaluations-Ergebnisses kein Spielraum für politische Überlegungen bestand. Gemäss Beschaffungsrecht dürften solche nur berücksichtigt werden, wenn mehrere gleich gute Angebote auf dem Tisch liegen. Das war gemäss der Bundesrätin eindeutig nicht der Fall, da Lockheed Martin alle anderen Angebote ausstach.

«Wir stützen uns auf Fakten, nicht Gerüchte»

Sie habe dies den Verteidigungsministern der betroffenen Länder im persönlichen Gespräch dieses Jahr auch noch einmal klargemacht. «Ich habe ihnen mündlich dargelegt, dass wir einen Beschaffungsprozess durchführen gestützt auf objektive Kriterien und dass der Bewerber mit dem besten Kosten-Nutzen-Verhältnis den Zuschlag erhält», sagte sie. Ein Vorgehen, das die Kollegen explizit begrüsst hätten.

Dass die F-35 gerade im Herstellerland USA harsch kritisiert wird und als zu teuer im Betrieb und pannenanfällig gilt, ist aus Sicht Amherds kein Grund zur Besorgnis. «Wir stützen uns auf Fakten, nicht Gerüchte», sagte sie darauf angesprochen. «Alles andere wäre nicht seriös.» Grundlage für den Bundesratsentscheid seien die Offerten, die eingereicht wurden und die – wie Amherd mehrfach betonte – verbindlich seien.

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