Was macht der SVP-Vizepräsident und ehemalige Nationalrat Oskar Freysinger (55) aus Savièse VS denn da schon wieder im russischen Staatsfernsehen? Eine kurze Interview-Szene aus Moskau, die gestern über den Bildschirm flimmerte, zeigt ihn mit einer umstrittenen Kriegsauszeichnung.
Die Bilder wurden auf dem Roten Platz aufgenommen, im Hintergrund sind das Auferstehungstor und das Historische Museum zu sehen. Freysinger hängt sich demonstrativ vor der laufenden Kamera ein ein orange-schwarz gestreiftes Band ans Jacket-Revers – ein Sankt-Georgs-Band.
Aufgezeichnet wurde die TV-Szene vom bekannten russisch-schweizerischen Twitter-User @Russian_Market. Zu BLICK sagt Power-Twitterer: «Er war gestern in der russischen Tagesschau. Echte Propaganda! Für mich ist es ziemlich widersprüchlich, dass ausgerechnet Freysinger kommunistische Symbole trägt.»
Die militärische Tapferkeitsauszeichnung bekamen russischen Truppen im 2. Weltkrieg, später nutzte man das Band zum Gedenken. In den Krim- und Ukrainekrisen 2014 wurde darauf allerdings ein öffentlichen Zeichen, dass jemand die russische Besatzungs- und Anschlusspolitik unterstützt.
«Und Russland zeigt uns einen neuen Weg, einen richtigen Weg. Und darin besteht die Zukunft»
«Das ist das, was dich im Herzen berührt. Die menschlichen Schicksale wurden zerstört, die Menschen haben gelitten», sagt Freysinger im Fernseh-Interview. Und weiter: «Das ist das Schicksal aller Länder, die Opfer des Krieges und der Ideologie wurden.» Das Problem sei, dass man nichts aus den historischen Fehlern gelernt habe. «Und es sieht so aus, als fängt alles von vorne an, in Europa, im Westen. Und Russland zeigt uns einen neuen Weg, einen richtigen Weg. Und darin besteht die Zukunft.»
Wollte der SVP-Vizepräsident und Walliser Staatsrat mit dem Sankt-Georgs-Band und den Interview-Aussagen also kundtun, dass er als Schweizer Politiker hier auf Russlands Seite steht?
IMAGE-ERROR Sicher ist: Freysinger hat sich schon früher als Russland-Freund hervor getan. So kritisierte Freysinger etwa, dass die Schweiz die Unabhängigkeitserklärung der Halbinsel Krim verurteilt, aber 2008 die Unabhängigkeit des Kosovo sofort anerkannt habe. Hier werde mit verschiedenen Ellen gemessen. Werde nämlich die Abtrennung des Kosovo als völkerrechtlich legitim angesehen, müsse auch jene der Krim als legitim betrachtet werden. Und im russischen Fernsehen hatte er sich bei einem anderen Interview 2014 bereits auf Moskaus Seite gestellt.
Oder war Freysinger die jetzige Bedeutung des Bandes vielleicht etwa nicht bekannt? Er wäre jedenfalls nicht der Einzige: So bekam Papst Franziskus (79) von einem kommunistischen russischen Politiker ein Sankt-Georgs-Band geschickt mit der Bitte, es zu tragen. Der Papst tat es, ohne zu wissen, dass es wie eine Anerkennung der Ukraine-Besetzung wirkte.
Herr Freysinger, Sie wurden gestern vom russischen Staatsfernsehen interviewt. Was treiben Sie in Moskau?
Oskar Freysinger: Ich war fünf Tage in Moskau und warte gerade am Flughafen auf meinen Rückflug. Ich habe hier die Gedenkfeiern zum Ende des Zweiten Weltkriegs besucht und bei dieser Gelegenheit auch Kontakte zu Politikern, Wirtschaftsvertretern und Künstlern geknüpft.
Wen haben Sie denn getroffen?
Beispielsweise den Duma-Abgeordneten und früheren Schachweltmeister Anatoli Karpow. Auch ein Treffen mit Ilja Glasunow, dem grössten lebenden russischen Maler, war vorgesehen – kam aber leider nicht zustande. Ich hoffe aber, dass ich eine Ausstellung von ihm in die Schweiz holen kann.
Und was erhoffen Sie sich von den politischen Kontakten?
Ich will die Beziehungen zwischen der Schweiz und Russland verbessern. Wir müssen unbedingt die Verhandlungen für ein Freihandelsabkommen mit Russland wieder aufnehmen. Die wirtschaftliche Zukunft liegt im Osten Europas! Was in den letzten Jahren passiert ist, stösst mir sauer auf.
Was meinen Sie damit, die Wirtschaftssanktionen wegen der Ukraine-Krise?
Ja. Aber auch der Umgang der Schweiz mit Russland. So wurde Duma-Präsident Sergej Narischkin zur Feier der 200-jährigen diplomatischen Beziehungen zuerst ein- und dann wieder ausgeladen. Mit Ausnahme der kommunistischen Phase unterhielten die Schweiz und Russland sehr gute Beziehungen. Diese müssen wir wieder beleben. Wer meint, hier steht der Freund USA und dort der Feind Russland, der irrt.
Bei Ihrem Fernsehauftritt haben Sie sich auch das Sankt-Georgs-Band an die Jacke gesteckt. Kennen Sie dessen Bedeutung?
Ja, es steht für den Sieg der Sowjetunion über Nazi-Deutschland.
Ist Ihnen auch die neuere Bedeutung bewusst?
Welche meinen Sie?
In den Krim- und Ukrainekrisen 2014 trug man das Band als öffentliches Zeichen dafür, dass jemand die russische Besatzungs- und Anschlusspolitik unterstützt.
Nein, diese Bedeutung war mir bis anhin nicht bekannt und darauf hat mich hier auch niemand angesprochen. Für mich steht das Band ganz klar für den Sieg 1945. Damals lag Russland fast am Boden und Stalin appellierte an den Patriotismus und Widerstandswillen der Russen. In seiner Rede an das Volk berief er sich zusammen mit dem Patriarchen auf diese Werte – und nicht auf eine Ideologie. Dieser Anstoss gilt heute umso mehr. Wir müssen uns auf die Seele eines Staates stützen, auf seine Grundwerte statt auf Ideologien. Das gilt auch für die Schweiz.
Sie gelten als Russland-Freund. Unterstützen Sie damit auch Putins Krim- und Ukraine-Politik?
Die Situation auf der Krim ist historisch verzwickt und lässt sich in der Kürze nicht erklären. Die Krim ist ein Spezialfall.
Und die Ukraine?
Bei der Ukraine liegt das Problem in der Ukraine selber. Und bei der CIA, welche die Ukraine gegen Russland ausspielen und im geopolitischen Vorgarten Russlands Nato-Raketen aufstellen wollte. Das ist vergleichbar mit der Situation 1962, als die Russen auf Kuba Raketen installierten. Das geht einfach nicht. Ebenso wenig verstehe ich, dass der Westen akzeptiert, dass selbst Neonazis in der ukrainischen Regierung sitzen. Da wird mit zwei verschiedenen Ellen gemessen.
Russland zeige den richtigen Weg in die Zukunft, sagen Sie im Fernsehinterview. Wie meinen Sie das denn? Putin zeigt doch höchstens den Weg in die Diktatur!
Ach was! Die westlichen Medien zeichnen nur ein negatives Bild von Russland und Putin. Dabei findet sich hier die Demokratie im Aufbau. Putin kann Russland zwar nicht wie die Schweiz verwalten, er sucht aber einen Mittelweg und strebt sogar eine Art direkte Demokratie an. Der Weg ist zwar noch lang, aber hier sind die Menschen viel freier als in Westeuropa.
Das müssen Sie mir jetzt aber erläutern.
Nehmen Sie Deutschland: Tritt die Alternative für Deutschland auf, protestieren Antifa-Chaoten und zerstören Autos von AfD-Anhängern. Jeder, der nicht einem Dogma entspricht, wird kaputt gemacht. Viele wagen schon gar nicht mehr, ihre Meinung frei zu äussern. Die schweigende Mehrheit kommt dann bei Wahlen und Abstimmungen zum Ausdruck. Hier in Russland habe ich niemanden erlebt, der Angst davor hatte, völlig frei seine Meinung zu äussern.
Um einen wirklichen Eindruck zu erhalten, reichen doch fünf Tage in Moskau nicht aus.
Fünf Tage genügen vielleicht nicht für eine umfassende Analyse. Relevante Eindrücke habe ich aber aufgenommen, die mir erlauben, den Geist dieser Gesellschaft zu erfühlen.
Herr Freysinger, Sie wurden gestern vom russischen Staatsfernsehen interviewt. Was treiben Sie in Moskau?
Oskar Freysinger: Ich war fünf Tage in Moskau und warte gerade am Flughafen auf meinen Rückflug. Ich habe hier die Gedenkfeiern zum Ende des Zweiten Weltkriegs besucht und bei dieser Gelegenheit auch Kontakte zu Politikern, Wirtschaftsvertretern und Künstlern geknüpft.
Wen haben Sie denn getroffen?
Beispielsweise den Duma-Abgeordneten und früheren Schachweltmeister Anatoli Karpow. Auch ein Treffen mit Ilja Glasunow, dem grössten lebenden russischen Maler, war vorgesehen – kam aber leider nicht zustande. Ich hoffe aber, dass ich eine Ausstellung von ihm in die Schweiz holen kann.
Und was erhoffen Sie sich von den politischen Kontakten?
Ich will die Beziehungen zwischen der Schweiz und Russland verbessern. Wir müssen unbedingt die Verhandlungen für ein Freihandelsabkommen mit Russland wieder aufnehmen. Die wirtschaftliche Zukunft liegt im Osten Europas! Was in den letzten Jahren passiert ist, stösst mir sauer auf.
Was meinen Sie damit, die Wirtschaftssanktionen wegen der Ukraine-Krise?
Ja. Aber auch der Umgang der Schweiz mit Russland. So wurde Duma-Präsident Sergej Narischkin zur Feier der 200-jährigen diplomatischen Beziehungen zuerst ein- und dann wieder ausgeladen. Mit Ausnahme der kommunistischen Phase unterhielten die Schweiz und Russland sehr gute Beziehungen. Diese müssen wir wieder beleben. Wer meint, hier steht der Freund USA und dort der Feind Russland, der irrt.
Bei Ihrem Fernsehauftritt haben Sie sich auch das Sankt-Georgs-Band an die Jacke gesteckt. Kennen Sie dessen Bedeutung?
Ja, es steht für den Sieg der Sowjetunion über Nazi-Deutschland.
Ist Ihnen auch die neuere Bedeutung bewusst?
Welche meinen Sie?
In den Krim- und Ukrainekrisen 2014 trug man das Band als öffentliches Zeichen dafür, dass jemand die russische Besatzungs- und Anschlusspolitik unterstützt.
Nein, diese Bedeutung war mir bis anhin nicht bekannt und darauf hat mich hier auch niemand angesprochen. Für mich steht das Band ganz klar für den Sieg 1945. Damals lag Russland fast am Boden und Stalin appellierte an den Patriotismus und Widerstandswillen der Russen. In seiner Rede an das Volk berief er sich zusammen mit dem Patriarchen auf diese Werte – und nicht auf eine Ideologie. Dieser Anstoss gilt heute umso mehr. Wir müssen uns auf die Seele eines Staates stützen, auf seine Grundwerte statt auf Ideologien. Das gilt auch für die Schweiz.
Sie gelten als Russland-Freund. Unterstützen Sie damit auch Putins Krim- und Ukraine-Politik?
Die Situation auf der Krim ist historisch verzwickt und lässt sich in der Kürze nicht erklären. Die Krim ist ein Spezialfall.
Und die Ukraine?
Bei der Ukraine liegt das Problem in der Ukraine selber. Und bei der CIA, welche die Ukraine gegen Russland ausspielen und im geopolitischen Vorgarten Russlands Nato-Raketen aufstellen wollte. Das ist vergleichbar mit der Situation 1962, als die Russen auf Kuba Raketen installierten. Das geht einfach nicht. Ebenso wenig verstehe ich, dass der Westen akzeptiert, dass selbst Neonazis in der ukrainischen Regierung sitzen. Da wird mit zwei verschiedenen Ellen gemessen.
Russland zeige den richtigen Weg in die Zukunft, sagen Sie im Fernsehinterview. Wie meinen Sie das denn? Putin zeigt doch höchstens den Weg in die Diktatur!
Ach was! Die westlichen Medien zeichnen nur ein negatives Bild von Russland und Putin. Dabei findet sich hier die Demokratie im Aufbau. Putin kann Russland zwar nicht wie die Schweiz verwalten, er sucht aber einen Mittelweg und strebt sogar eine Art direkte Demokratie an. Der Weg ist zwar noch lang, aber hier sind die Menschen viel freier als in Westeuropa.
Das müssen Sie mir jetzt aber erläutern.
Nehmen Sie Deutschland: Tritt die Alternative für Deutschland auf, protestieren Antifa-Chaoten und zerstören Autos von AfD-Anhängern. Jeder, der nicht einem Dogma entspricht, wird kaputt gemacht. Viele wagen schon gar nicht mehr, ihre Meinung frei zu äussern. Die schweigende Mehrheit kommt dann bei Wahlen und Abstimmungen zum Ausdruck. Hier in Russland habe ich niemanden erlebt, der Angst davor hatte, völlig frei seine Meinung zu äussern.
Um einen wirklichen Eindruck zu erhalten, reichen doch fünf Tage in Moskau nicht aus.
Fünf Tage genügen vielleicht nicht für eine umfassende Analyse. Relevante Eindrücke habe ich aber aufgenommen, die mir erlauben, den Geist dieser Gesellschaft zu erfühlen.