Viele können es sich nicht leisten. Die familienergänzende Kinderbetreuung stellt oft eine grosse finanzielle Belastung für berufstätige Eltern dar. Die Folge: Ein Elternteil – oft die Frau – gibt die Erwerbsarbeit ganz oder teilweise auf. Sie muss mit einem kleineren Einkommen auskommen, später allenfalls sogar mit einer tieferen Rente.
Zahlen einer Studie der Credit Suisse aus dem Jahr 2021 zeigen: Eine Familie mit mittlerem Einkommen zahlt für die Kita je nach Wohnort bis zu fünfmal mehr!
So bezahlt ein Paar mit einem Bruttoeinkommen von 110'000 Franken – das entspricht bei einem gemeinsamen Arbeitspensum von 140 Prozent ungefähr dem Schweizer Median-Bruttolohn – und einem Vermögen von 100'000 Franken in Wollerau SZ oder Mendrisio TI mit jährlich rund 4700 Franken am wenigsten für die Kita. Zum Vergleich: In Wetzikon ZH bezahlt dasselbe Paar 24'200 Franken pro Jahr für die externe Kinderbetreuung.
Genf und Neuenburg am günstigsten
Die durchschnittlich günstigsten Tarife bezahlen berufstätige Eltern in den Westschweizer Kantonen Genf und Neuenburg. In den meisten Zentralschweizer Kantonen sowie in Basel-Land, Zürich und Solothurn müssen sie am tiefsten in die Tasche greifen.
Doch nicht nur die Kosten sind ein Problem, sondern auch das mangelnde Angebot. Ob sich eine passende Kita finden lässt, ist heute stark vom Wohnort abhängig. «Die Ungleichheit der Angebote je nach Wohnort hat massiv zugenommen», sagt Cédric Wermuth (37), Nationalrat und Co-Präsident der SP.
Er hat am Mittwoch gemeinsam mit dem Initiativkomitee am Mittwoch 105'000 Unterschriften für die sogenannte Kita-Initiative bei der Bundeskanzlei eingereicht.
Diese sieht vor, jedem Kind in der Schweiz das Recht auf familienergänzende Betreuung zu garantieren. Die Preise für die Betreuung würden nach Einkommen abgestuft werden, Eltern müssten allerdings höchstens zehn Prozent ihres Einkommens für die Kita-Plätze ihrer Kinder ausgeben. Zwei Drittel der Kosten soll der Bund tragen.
Bund will Eltern bei Kita-Kosten weiter unterstützten
Weiter soll die Initiative gemäss der SP für faire Löhne und bessere Arbeitsbedingungen für das Kita-Personal sorgen. «Ich bin jeden Tag mit den Schwierigkeiten, dem Stress, der psychischen Überlastung und den körperlichen Gesundheitsproblemen konfrontiert», sagte Amanda Ojalvo da Silva (33), Fachfrau Kinderbetreuung in Genf, am Mittwoch vor den Medien in Bern.
Das Thema externe Kinderbetreuung wurde bereits im Parlament diskutiert. Am 1. März hatte der Nationalrat eine entsprechende Vorlage angenommen. Er hat beschlossen, dass der Bund zunächst bis zu 20 Prozent der durchschnittlichen Kosten eines Betreuungsplatzes übernimmt; später kann es weniger sein. Der Anfangsbeitrag des Bundes beläuft sich laut Schätzung der Kommission, die das Gesetz entworfen hat, auf rund 710 Millionen Franken im Jahr.
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Das Argument, dass die Schweiz mehr für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie tun müsse – auch angesichts des jetzt schon gravierenden Fachkräftemangels – setzte sich damit durch. Die Vorlage geht nun in den Ständerat.
Widerstand gegen mehr Kita-Ausgaben
Der Bundesrat wehrte sich vergangene Woche im Rahmen des Budgetvorschlags für 2024 aber erneut gegen höhere staatliche Beiträge für die Kinderbetreuung. Dies, obwohl eine extern in Auftrag gegebene Studie zeigte, dass sich Mütter nach der Babypause eher wieder einen Job suchen oder ihr Pensum erhöhen, wenn die Kita-Kosten sinken.
Wenn überhaupt, soll höchstens halb so viel Geld für die Kita-Finanzierung ausgegeben werden. Zudem sollen sich die Kantone stärker daran beteiligen, fordert der Bundesrat. (oco)