Geld aus der Schweiz soll direkt an den Staat gehen
Ukrainischer Botschafter kritisiert Glückskette scharf

Der ukrainische Botschafter in der Schweiz übt Kritik an der Glückskette. Sie würde Spenden zurückhalten. Sein neuer Vorschlag stösst nicht auf Begeisterung.
Publiziert: 30.07.2022 um 18:00 Uhr
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Aktualisiert: 30.07.2022 um 18:01 Uhr
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Artem Ribtschenko, ukrainischer Botschafter in der Schweiz, wirft der Schweizer Hilfsorganisation vor, Spendengelder in die Ukraine zurückzuhalten.
Foto: keystone-sda.ch

Die Vorwürfe an die Glückskette sind hart. Artem Ribtschenko, ukrainischer Botschafter in der Schweiz, wirft der Schweizer Hilfsorganisation vor, Spendengelder in die Ukraine zurückzuhalten. Bislang hat die Schweiz über 125 Millionen Franken an die Ukraine gespendet, laut Ribtschenko seien diese noch nicht angekommen. «Ich will mich vor allem für die Solidarität der Schweiz bedanken. Aber die Menschen in der Ukraine haben die Spenden bisher nicht erhalten. Wir brauchen die Hilfe jetzt, nicht morgen», sagt er zur «NZZ». Er hätte nachgefragt, wann die Spenden eintreffen würden und keine Antwort erhalten.

Beim Aussendepartement (EDA) und der Glückskette stossen die Aussagen auf befremden. Die Glückskette betont, sich Mitte Mai mit dem Botschafter getroffen zu haben, um ihn über die Hilfe zu informieren. Bislang seien 15 Millionen Franken in die Ukraine geflossen, in 34 Projekte in der Ukraine, Polen und Rumänien, wo die meisten Flüchtlinge eingetroffen sind.

Geld soll direkt an den Staat gehen

Ribtschenko genügt diese Hilfe allerdings nicht. Handlungsbedarf bestehe vor allem im Osten des Landes und nicht im Westen, wo sich die Hilfswerke engagieren würden. Er fordert die Glückskette auf, das Geld direkt an den ukrainischen Staat zu überweisen.

Auf die Forderung will die Glückskette nicht eingehen, man wolle die Unabhängigkeit der Hilfe bewahren und Projekte der Zivilbevölkerung finanzieren. Das soll «eine professionelle und effiziente Umsetzung» garantieren. Ausserdem kann die «Glückskette in keinem Fall Unterstützung für militärische Zwecke leisten, was sie im Falle einer direkten Unterstützung des ukrainischen Staats nicht überprüfen könnte», begründet die Organisation ihren Entscheid.

In konkrete Projekte investieren

Dies entspricht auch dem üblichen Vorgehen der Glückskette. Zuerst fliesst Geld in die Notfallhilfe, später in langfristige Projekte. Zudem ist nicht zu vergessen, dass es weiterhin Korruption im ukrainischen Staat gibt. Ribtschenko schlägt deshalb vor, sich auf einige Schlüsselprojekte zu einigen. (lui)


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