Gegen Massentourismus
Luzerner SPler fordert Rollkoffer-Verbot

Die Stadt Luzern wird von immer mehr Touristen überschwemmt – zu vielen, findet SP-Politiker David Roth. Er fordert nun drastische Massnahmen, damit Einheimische nicht zunehmend verdrängt werden.
Publiziert: 28.07.2024 um 18:06 Uhr
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Aktualisiert: 28.07.2024 um 18:54 Uhr
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Zehntausende Spanierinnen und Spanier haben genug und protestierten in den vergangenen Wochen gegen den Massentourismus.
Foto: IMAGO
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Daniel BallmerRedaktor Politik

Spanierinnen und Spanier haben genug vom Massentourismus – und lassen das die Besucher auch spüren. Am vergangenen Wochenende demonstrierten auf Mallorca rund 20'000 Menschen. Auch in der südspanischen Stadt Málaga und auf den Kanarischen Inseln sind die Einheimischen schon auf die Strasse gegangen. In Barcelona spritzten Protestler Touristen mit Wasserpistolen nass. Sie wehren sich etwa gegen die explodierenden Mieten.

Auch SP-Nationalrat David Roth (39) aus dem Tourismusmagneten Luzern hat die Nase voll. Im vergangenen Jahr wurde mit 1,3 Millionen Logiernächten ein neuer Rekordwert erreicht. Dem will Roth nun Einhalt gebieten – und schlägt dazu ungewöhnliche Massnahmen vor: So fordert er für die Stadt ein Rollkoffer-Verbot auf Pflastersteinen.

«Eine unglaubliche Unsitte»

«Es ist eine unglaubliche Unsitte, dass Menschen ganze Strassenzüge, ihre Bewohnerinnen und Bewohner sowie alle anderen Anwesenden beschallen, weil sie ihre eigene Faulheit, ihren Koffer zu tragen, höher gewichten als das Bedürfnis aller anderen, die Umgebung zu geniessen oder auch nur miteinander zu sprechen», schreibt Roth in einer Kolumne im Onlineportal Zentralplus. Die Idee ist nicht ganz neu. Schon die kroatische Stadt Dubrovnik hat vergangenes Jahr ein solches Verbot ausgesprochen und damit Schlagzeilen gemacht.

Das ist aber noch nicht alles. Roth fordert zudem, dass in Luzern keine neuen Hotels mehr gebaut werden. Ein Neubau soll nur noch zulässig sein, wenn gleichzeitig ein anderes Hotel oder das alte Gebäude abgerissen wird. Und: Die Übernachtungszahlen sollen auf eine Million begrenzt werden, «um die Zahl der Touristen auf ein gesundes Mass zu reduzieren». Parallel dazu sei der Zugang für Reisecars einzuschränken. So seien grössere Gruppen wirksam zu steuern.

Sogar die örtliche Hotellerie klage

Bisher kenne die Luzerner Tourismusindustrie nur eine Devise: Mehr ist mehr, und mehr ist gut, beklagt Roth. Dabei seien die Ressourcen wie in allen Tourismusorten limitiert: «Schöne Orte haben begrenzten Platz, Boden für Wohnraum ist endlich und aufgrund des schwachen Mietrechts einer unendlich scheinenden Preisspirale ausgeliefert.» Sogar die Direktion eines örtlichen Hotels habe sich kürzlich bei ihm beklagt, dass die enorme Zunahme des Tourismus dazu führe, dass das eigene Personal keine nahe liegenden Wohnungen mehr finde.

Deshalb wünscht sich SP-Politiker Roth auch gleich noch eine strengere Airbnb-Regulierung: Nur noch selbst genutzte Privaträume sollen an Touristen vermietet werden dürfen. «Das verhindert das lukrative Nebengeschäft der Business-Apartments, die ohnehin preistreibend wirken», zeigt sich Roth überzeugt. Denn das bisher vom Parlament beschlossene Airbnb-Reglement in der Stadt Luzern werde nicht ausreichen, um dem «wohnungsfressenden Monster Einhalt zu gebieten».

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