Diskussionen beim Schweizer Fernsehen SRF. Der Grund: Fussballspiele der EM verdrängen beliebte Informationsprogramme. «10 vor 10» und der «Newsflash» müssen an einzelnen Abenden weichen, wie die Zeitungen von CH Media am Samstag berichten. Das sorgt für Aufruhr.
In der letzten EM-Woche sollen die Fussballspiele nämlich nicht auf SRF 2, sondern auf dem Hauptsender SRF 1 laufen. Das Ziel: Noch bessere Einschaltquoten. Doch dieser Plan stösst auf Widerstand, vor allem in der eigenen Informationsabteilung.
«Mehr Sichtbarkeit» für König Fussball
Gemäss dem Bericht fanden Mitarbeitende, ein Service-public-Fernsehsender könne nicht einfach auf Informationen verzichten. Sie forderten wenigstens eine verkürzte Version von «10 vor 10». Doch SRF-Direktorin Nathalie Wappler (56) soll dafür kein Gehör gefunden haben. Stattdessen heisst es bei SRF zur Programmänderung: Die letzte EM-Woche auf SRF 1 solle den Spielen «mehr Sichtbarkeit» verleihen.
Der Entscheid überrascht auch Politiker. Etwa den Berner FDP-Nationalrat Christian Wasserfallen (42). Es sei absolut unverständlich, dass das Schweizer Fernsehen auf News verzichte. Man könne die Fussballspiele auch auf dem zweiten Kanal und online zeigen, lässt er sich bei CH Media zitieren.
Und auch Medienminister Albert Rösti (56, SVP) hatte jüngst betont, SRG-Sender sollten sich auf Information und Kultur konzentrieren. Unterhaltung und Sport sollen private Anbieter übernehmen.
Lukrative Werbung
In Deutschland etwa machen es die öffentlich-rechtlichen Sender ARD und ZDF vor: Trotz EM gibt es Nachrichten in den Halbzeitpausen – wenn auch zeitlich gestrafft. Warum nicht in der Schweiz? SRF meint dazu: Man brauche die Zeit für Spielanalysen. Allerdings rollt auch der Rubel – durch Werbespots. Ein lukratives Geschäft. Denn anders als in Deutschland, wo nach 20 Uhr ein Werbeverbot herrscht, darf SRF weiter Werbung zeigen. Geld, das SRF gut gebrauchen kann.
Am vergangenen Donnerstag präsentierte Wappler ein Sparprogramm: 70 Stellen sollen bis 2025 abgebaut werden. Die Einschnitte betreffen auch den Informationsbereich. Dieser Schritt stehe nicht im Zusammenhang mit den überregionalen Sparmassnahmen der SRG, sondern sei auf rückläufige kommerzielle Einnahmen und die Teuerung zurückzuführen, hiess es.