Es war eine bittere Niederlage, welche die SVP am Abstimmungssonntag erlebte: Mit einer Zweidrittelmehrheit wurde die Selbstbestimmungs-Initiative bachab geschickt.
Auf dem Internetsender Teleblocher kommentiert auch SVP-Übervater Christoph Blocher (78) das Abstimmungsresultat. Und er versucht, der Niederlage doch noch etwas abzugewinnen: Nun seien die Sieger in der Verantwortung, meint er. Diese hätten dank der SVP zugunsten der direkten Demokratie Stellung genommen. Darüber werde die SVP nun wachen.
Doch man merkt Blocher an, dass ihn die Schlappe aufwühlt. Er warnt die Gegner davor, nun «zu übermütig» zu werden, zu «überschäumen» oder «bereits den Kopf zu hoch» zu halten» – etwa beim Uno-Migrationspakt oder beim EU-Rahmenabkommen.
Blocher: «Wo jeder versucht, den anderen zu ficken!»
Dass Blocher innerlich mehr kocht, als er zugeben will, zeigt sich wenig später. Als er über den Rücktritt seines Ziehsohns Toni Brunner (44) spricht, bricht die Wut über die verhasste «Classe politique» in Bundesbern aus ihm heraus.
Brunner habe «innerlich nicht mehr gekonnt», er habe es «nicht mehr ausgehalten», erzählt Blocher. Grund dafür sei das «Bürokratentheater» und das «Haifischbecken» in Bundesbern. «Wo jeder versucht, den anderen zu ficken!», schiebt er hinterher.
Und er schimpft über die vielen «Karrierepolitiker, die nichts anderes machen, als Taggeld und Sitzungsgeld zu beziehen».
Blocher will eine Parlamentsreform
Blocher macht auch gleich einen Vorschlag, wie dieses Problem behoben werden könne. «Wir brauchen eine Parlamentsreform, damit es wieder ein richtiges Milizparlament gibt.» Für die Parlamentarier müsse ein Drittel-Pensum mit einer fixen Entschädigung im Rahmen eines Drittels eines mittleren Lohnes ausreichen.
Diese Idee schwirrt offenbar schon lange in Blochers Kopf herum. Nur habe er bisher nie die Kraft gehabt, diesbezüglich etwas zu unternehmen.
Blocher erklärt sich am Abend
Ob er aus der SVP-Niederlage nun die nötige Kraft schöpft? Gestern Abend zeigte sich Blocher jedenfalls gut gelaunt im «Circus Conelli» in Zürich. Das Wort «Ficken» sei ein altes Mundartwort und habe die Bedeutung von «zwicken». Dies habe man auch aus dem Zusammenhang merken können. «Aber so ein paar verdorbene Geister haben sofort etwas anderes gemeint.»