Freysinger gibt Polit-Comeback - und wie!
«Jetzt ist fertig Weichspüler-SVP!»

Er verabschiedete sich dramatisch von der Politbühne. Jetzt ist Oskar Freysinger wieder da und schmeisst den Wahlkampf der SVP in der Romandie. Und er macht klar: Mit seiner Rückkehr sei auch der politische Zweihänder wieder angesagt.
Publiziert: 12.02.2019 um 13:45 Uhr
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Aktualisiert: 12.02.2019 um 18:06 Uhr
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Gibt sein Polit-Comeback: Der abgewählte Walliser SVP Staatsrat Oskar Freysinger.
Foto: ANDENMATTEN THOMAS

Er wollte nicht mehr. Er konnte nicht mehr. Sagte noch im September: «Ich spielte willig die Rolle des Bösen.» Doch jetzt gibt Oskar Freysinger (58), das Enfant terrible der SVP, trotzdem sein Polit-Comeback. Der abgewählte Walliser Staatsrat kriecht für die Wahlen aus der politischen Versenkung. Er schmeisst für die Rechtspartei den Wahlkampf 2019 in der Romandie. Und steigt zumindest ein bisschen wieder in seine geliebt-gehasste «Rolle des Bösen».

Freysinger: «Männer aus meinem Holz werden nur noch verteufelt»

Oder zumindest «in die Hosen», wie er es nennt: «Wenn wir nicht voll in die Hosen gehen, droht ein Sitzverlust in Bern. Das muss ich verhindern», sagt der ehemalige SVP-Vizepräsident. Allerdings: Oskar Freysinger persönlich wird für die strauchelnde SVP keinen Sitzgewinn – oder Verlust sorgen. Er kandidiert selbst für kein politisches Amt mehr. Parteipräsident Albert Rösti (51) habe zwar lange versucht, ihn von einer Kandidatur für den Nationalrat zu überzeugen. Umsonst.

Nun soll wenigstens Freysingers Image der Partei helfen. Er würde die Inhalte der Partei richtig rüberbringen, sagt Rösti: «In allen Sprachen und, wenn Unterhaltung nötig ist, sogar mit der Gitarre», so der Berner gegenüber der NZZ. Rösti spielt damit auf Freysinger Leben als Dichter und Liedermacher an.

«Die CVP kann ihr Orange wiederhaben»

Nie, nie mehr werde er Politiker, hatte sich Freysinger nach der traumatischen Abwahl als Walliser Staatsrat geschworen. «Ich will den Leuten nicht ständig gefallen müssen, das ödet mich an.» Die heutigen Standards für einen Politiker würden nicht mehr seinem Charakter entsprechen. «Die Wähler wollen Wendehälse – Männer, die aus meinem Holz geschnitzt sind, werden nur noch verteufelt.»

Politiker nein – Wahlkampfleiter ja. Um für die SVP Wähler in der Romandie zu mobilisieren, müsse er sich nicht verbiegen. Im Gegenteil: Er könne seine Qualitäten des Provokateurs wieder einsetzen. «Jetzt ist fertig Weichspüler-SVP. Das war ein Versuch – und er ist gescheitert. Die CVP kann ihr Orange wiederhaben», stichelt Oskar Freysinger gegen die Christdemokraten. Er spielt damit auf die letzte, in der Tonalität zurückhaltend gehaltene Kampagne zur Selbstbestimmungs-Initiative an.

Schluss mit politscher Korrektheit

Anfang März wird er an der Seite von SVP-Wahlkampf-Chef Adrian Amstutz (65) präsentieren, mit welchen Mitteln die Rechtsaussenpartei den Wahlkampf 2019 dominieren will. Die neuen Themen sind die alten: Souveränität, Rechtsstaat, Migration. Und natürlich der «Kampf gegen das Rahmenabkommen. Dem traue ich keinen Zentimeter über den Weg», so Freysinger.

Wird die Schweiz wieder mit schwarzen Schäfchen zugekleistert? Details zur Bildsprache der Plakatkampagne 2019 will er noch nicht verraten. Man dürfe sich aber auf einen politischen Zweihänder gefasst machen. «Ich kann versprechen, jetzt ist Schluss mit politischer Korrektheit.»

Freysinger hat in Greta Thunberg ein neues Feindbild gefunden

Ein neues Feindbild hat der ehemalige Gymnasiallehrer bereits gefunden: Greta Thunberg, die 16-jährige Klima-Aktivistin aus Schweden, verkörpere alles, wogegen die SVP kämpfe: «Diese Greta mit ihrem Klimastreik ist doch ein Witz. Die Grünen betreiben mit diesem Mädchen die Inquisition des 21. Jahrhunderts».

Dass sich sogar die CVP «bei diesen Moralaposteln anbiedert, ist das Höchste. Dagegen wird die SVP sich auflehnen – und für die Souveränität der Schweiz stehen», sagt Oskar Freysinger. Überhaupt gehen ihm die klimastreikenden Schüler so richtig auf die Nerven. «Wenn unsere Souveränität flöten geht, ist das Klima sowieso schlecht.»

Literat will er bleiben

Fans seiner Bücher müssten nicht auf Freysinger-Literatur verzichten, betont er. Der SVP-Kampagnenjob mache «höchstens 20 Prozent» aus. Zudem mache er ihn ehrenamtlich, einzig die Spesen würden vergütet. «Ich wollte nicht lohnabhängig sein von der SVP», sagt der abgewählte Staatsrat, der von seinen 6000 Franken Rente und seinen Büchern lebt.

«Die verkaufen sich übrigens hervorragend!» Gerade schreibt er an der deutschen Fassung eines Romans über die russische Revolution. «Egal ob Politik oder Literatur: Ich lasse mich nicht verbiegen. Und sicher nicht mundtot machen.»

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