FDP-Ständerat Philipp Müller appelliert an Investoren und Banken
«Hört auf mit dem Bau von Mietwohnungen!»

In einigen Kantonen im Mittelland stehen viele Wohnungen leer, weil zu viel gebaut wurde. FDP-Ständerat Philipp Müller befürchtet nun Auswirkungen auf die Konjunktur.
Publiziert: 13.09.2017 um 18:21 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 05:39 Uhr
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Mit Blick auf die Neubauwut fordert FDP-Ständerat Philipp Müller Investoren und Firmen auf: «Hört auf mit dem Bau von Mietwohnungen in Gegenden, wo die Leerstandsziffer höher als zwei Prozent ist.»
Foto: Gerry Nitsch
Joël Widmer

In der Schweiz stehen derzeit 65'000 Wohnungen leer. Besonders hoch ist die Leerstandsziffer mit 2,3 Prozent auch im Kanton Aargau (BLICK berichtete). Das bereitet dem Aargauer FDP-Ständerat und gelernten Gipsermeister Philipp Müller Sorgen: «Die Preise werden sinken, und die Konjunktur kommt unter Druck, denn in der Vergangenheit war die Baubranche oft jene Branche, welche eine Rezession eingeleitet hat.»

Fehleinschätzungen von Investoren seien zwar nicht strafbar, «aber sie werden uns noch ziemlich wehtun», sagt Müller. Wenn Investoren so unvernünftig seien, könne die Politik auch nichts machen.

Jetzt setzt er auf Sanierungen

Der FDP-Politiker hat selbst als Generalunternehmer schon zig Häuser gebaut – sein erstes 1982. «Damit habe ich aber schon 2010 aufgehört, denn es werden viel zu viele Mietwohnungen gebaut.»

In den letzten sieben Jahren habe er nur noch Renovationen gemacht und dabei Gebäude vor allem energetisch saniert. «Ich mache nur noch Sanierungen mit Wärmepumpen und bin so quasi der einzige richtige Grüne im Aargau», sagt Müller und lacht.

Der Mieter sitzt am längeren Hebel

Mit Blick auf die Neubauwut fordert Müller Investoren und Firmen auf: «Hört auf mit dem Bau von Mietwohnungen in Gegenden, wo die Leerstandsziffer höher als zwei Prozent ist.» Auch die Rolle der Banken versteht Müller nicht: «Wenn Banken heute in übersättigten Gegenden Mehrfamilienhäuser mitfinanzieren, ist zu hoffen, dass diese Darlehen gesichert sind.»

Immerhin einen Profiteur sieht auch Müller: den Mieter. «Die aktuelle Entwicklung ist der Beweis, dass eine unbürokratische Bautätigkeit der beste Mieterschutz ist.» Diese seien nun am längeren Hebel und könnten vor dem Einzug Forderungen stellen.

Wie profitiere ich von der Blase?

Der Wohnungsleerstand ist auf einem Rekordhoch, und seit der Einführung im Herbst 2008 sank der Referenzzinssatz tiefer und tiefer. Das stärkt die Position des Mieters. Wer also weniger zahlen will, sollte jetzt von seinem Vermieter eine Reduktion verlangen. Dazu können Sie Folgendes tun:

Erstens prüfen, wie hoch der Senkungsanspruch ist. Das lässt sich etwa mit dem Mietzinsrechner des Schweizerischen Mieterverbands (MV) herausfinden. Zweitens die berechnete Reduktion beim Vermieter auf den nächsten Kündigungstermin einfordern. Laut Verband haben das seit der Senkung des Referenzzinssatzes von 1,75 auf 1,5 Prozent im Juni bereits mehrere Tausend Mieter getan.

Stellt sich der Vermieter quer, kann man das Senkungsgesuch bei einer Schlichtungsbehörde im Wohnbezirk einreichen – und, wenn nötig, den Fall an ein Bezirksgericht weiterziehen. Wer allerdings sein gutes Mietverhältnis nicht aufs Spiel setzen will, dem rät Michael Töngi (50) vom MV, auszuhandeln, dass die Miete zumindest in den nächsten Jahren nicht ansteigt.

Das mag ein schwacher Trost sein. Mehr einsparen lässt sich allerdings mit einem Wohnungswechsel. Erstmals seit Jahren gehen jetzt die Mietpreise für inserierte Wohnungen zurück (siehe Grafik).

Die besten Chancen auf eine tiefe Miete bestehen in Regionen mit hohem Leerwohnungsanteil. Im Fokus: die Mittellandkantone Solothurn und Aargau. Dort sind die Vermieter teilweise bereits so verzweifelt, dass sie Mieter mit Geschenken locken oder den Mietpreis von sich aus senken.

Der Wohnungsleerstand ist auf einem Rekordhoch, und seit der Einführung im Herbst 2008 sank der Referenzzinssatz tiefer und tiefer. Das stärkt die Position des Mieters. Wer also weniger zahlen will, sollte jetzt von seinem Vermieter eine Reduktion verlangen. Dazu können Sie Folgendes tun:

Erstens prüfen, wie hoch der Senkungsanspruch ist. Das lässt sich etwa mit dem Mietzinsrechner des Schweizerischen Mieterverbands (MV) herausfinden. Zweitens die berechnete Reduktion beim Vermieter auf den nächsten Kündigungstermin einfordern. Laut Verband haben das seit der Senkung des Referenzzinssatzes von 1,75 auf 1,5 Prozent im Juni bereits mehrere Tausend Mieter getan.

Stellt sich der Vermieter quer, kann man das Senkungsgesuch bei einer Schlichtungsbehörde im Wohnbezirk einreichen – und, wenn nötig, den Fall an ein Bezirksgericht weiterziehen. Wer allerdings sein gutes Mietverhältnis nicht aufs Spiel setzen will, dem rät Michael Töngi (50) vom MV, auszuhandeln, dass die Miete zumindest in den nächsten Jahren nicht ansteigt.

Das mag ein schwacher Trost sein. Mehr einsparen lässt sich allerdings mit einem Wohnungswechsel. Erstmals seit Jahren gehen jetzt die Mietpreise für inserierte Wohnungen zurück (siehe Grafik).

Die besten Chancen auf eine tiefe Miete bestehen in Regionen mit hohem Leerwohnungsanteil. Im Fokus: die Mittellandkantone Solothurn und Aargau. Dort sind die Vermieter teilweise bereits so verzweifelt, dass sie Mieter mit Geschenken locken oder den Mietpreis von sich aus senken.

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