Der Fax ist in der Corona-Pandemie zum Symbol geworden für ein Gesundheitswesen, das noch nicht im 21. Jahrhundert angekommen ist. Zu Beginn der Krise mussten die Ärztinnen und Ärzte für jeden Covid-Fall ein Meldeformular ausfüllen und dem Bund per Fax zustellen. Inzwischen ist das auf digitalem Weg möglich. «Tatsache ist jedoch, dass rund ein Drittel der Ärzte lieber noch faxen», teilt das Bundesamt für Gesundheit (BAG) mit.
Für die Patientinnen und Patienten kann das digitale Nachhinken ganz schön mühsam sein. Zum Beispiel, weil man für die Ärztinnen Briefträgerin spielen muss, weil diese untereinander keine Daten austauschen können und dürfen.
Elektronisches Patientendossier sei nicht die Lösung
FDP-Nationalrat Andri Silberschmidt (27) ärgert das. Zwar ging dieses Jahr – nach erheblicher Verzögerung – in mehreren Regionen das elektronische Patientendossier an den Start. Doch noch bevor es überhaupt breit zum Einsatz kommt, gilt es schon als hoffnungslos veraltet. Es sei zu befürchten, «dass die Verwendung und damit der Nutzen des elektronischen Patientendossiers noch lange unter den Erwartungen bleiben», schrieb selbst der Bund kürzlich in einem Bericht.
«Das elektronische Patientendossier ist nicht mehr als eine Dokumentenablage», kritisiert auch Silberschmidt. Der Freisinnige will, dass der Bund darum erneut aktiv wird. Fax und Drucker sollen aus den Arztpraxen verbannt werden. Stattdessen sollen sich Hausärzte, Spezialistinnen, Apotheker und alle anderen medizinischen Fachpersonen künftig rein digital miteinander austauschen können. Heute bestehen da noch Hürden. In einem Vorstoss fordert Silberschmidt, dass der Bundesrat die Gesetze entsprechend anpasst.
«Das macht alles viel einfacher»
Um die Kommunikation zu vereinfachen, soll künftig jeder Patient eine ID erhalten, so eine weitere Forderung des Freisinnigen. «So soll einerseits der Austausch der Daten automatisiert werden können, andererseits hilft dies zur Erhebung von Statistiken und Analysen hinsichtlich der Wirksamkeit, Zweckmässigkeit und Wirtschaftlichkeit des Gesundheitswesens», ist Silberschmidt überzeugt.
Der Nationalrat und FDP-Vizepräsident betont: «Ich will keinen Überwachungsstaat!» Im Modell, das ihm vorschwebt, sind die Patientinnen in Besitz aller Daten – aber sie können sagen, wer Zugriff auf sie erhalten soll. «Das macht alles viel einfacher», sagt Silberschmidt.
Künftig soll man beispielsweise online beim Arzt einchecken können – das Zeigen der Krankenkassenkarte und Ausfüllen eines Formulars im Wartezimmer würde wegfallen. Doch es geht Silberschmidt nicht nur um mehr Effizienz. Eine solche digitale Lösung würde auch die Patientensicherheit und Behandlungsqualität erhöhen, glaubt Silberschmidt, weil es keine Informationslücken zwischen verschiedenen behandelnden Ärztinnen geben würde.