Es wird einsam um Donald Trump
«Hexenjagd!» «Umfaller!» «Ratten!»

Der Justizminister der USA wurde vom Präsidenten eingesetzt. Diese Woche machte Amtsinhaber Jeff Sessions klar, dass Donald Trump trotzdem nicht über dem Gesetz steht.
Publiziert: 26.08.2018 um 12:35 Uhr
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Aktualisiert: 20.09.2018 um 17:56 Uhr
Der Präsident verwendet auffallend gern Begriffe des New Yorker Mafia-Untergrunds.
Foto: AFP / Brendan Smialowski
Johannes von Dohnanyi

Der 72-jährige US-Jurist Jeff Sessions aus Alabama ist nicht ganz unumstritten. Er plädiert für die Todesstrafe, gegen die Abtreibung und leugnet den Klimawandel. Vor allem ist er Donald Trumps Justizminister.

In dieser Woche aber hat sich der tiefgläubige Methodist um die amerikanische Demokratie verdient gemacht. Einmal mehr hatte der Präsident von seinem Minister verlangt, den zur Aufklärung der Russland-Affäre eingesetzten Sonderermittler Robert Mueller zu entlassen und die «Hexenjagd» abzublasen. Sessions garantierte daraufhin öffentlich «die Unabhängigkeit der US-Justiz von allen politischen Einflussnahmen».

US-Justizminister schlägt nach Trump-Attacke zurück
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Jeff Sessions bricht sein Schweigen:US-Justizminister schlägt nach Trump-Attacke zurück

Es wird einsam um Donald Trump. Ein Vertrauter nach dem anderen packt aus. Im Weissen Haus, steckten Insider der «New York Times», gehe es inzwischen zu wie in der Mafia-TV-Serie «Die Sopranos». Sollte er aus dem Amt gejagt werden, so drohte der «erfolgreichste aller Präsidenten» im Fernsehen, «werdet ihr hinterher alle sehr arm sein».

30'000-Dollar-Schweigegeldvertrag

Er weiss, warum er Angst hat. Vor einem Gericht in New York gestand sein langjähriger Anwalt Michael Cohen nicht nur, in seinem Auftrag Schweigegeld an zwei Frauen bezahlt zu haben, die von sexuellen Beziehungen mit Trump berichten wollten. (Blick berichtete) Er bot Sonderermittler Mueller auch sein Insiderwissen in der Russland-Affäre an.

Dann liess sich Amerikas grösster Yellow-Press-Verleger und Trump-Freund David Pecker von Mueller Straffreiheit zusichern – im Tausch für den Inhalt eines Geheimsafes und eine beeidete Aussage über Trumps aussereheliche Affären.

In dem Safe lag wohl auch ein auf den 15. November 2015 datierter 30'000-Dollar-Schweigegeldvertrag mit einem gewissen Dino Sajudin. Wie CNN am Samstag berichtete, weiss der frühere Portier im New Yorker Trump Tower von einer Affäre samt unehelichem Kind des Präsidenten mit einer ehemaligen Haushälterin. Pecker, sagt Sajudins Anwalt Marc Held, habe den Vertrag aufgelöst. Details dieser bisher nicht verifizierbaren Geschichte will er in den nächsten Tagen liefern.

Dann wurde auch noch Trumps Ex-Wahlkampfleiter Paul Manafort wegen Steuer- und Bankbetrug sowie Geldwäscherei verurteilt. Im zweiten Manafort-Prozess im September wird es auch um Politstraftaten gehen.

Sieben wichtige Mitarbeiter des Präsidenten bisher angeklagt

Schliesslich handelten Mueller und die Staatsanwaltschaft in New York auch mit Allen Weisselberg Straffreiheit aus, der als jahrelanger Finanzchef der Trump- Organisation alle Geheimnisse der Präsidentenfamilie kennt.

Sieben wichtige Mitarbeiter des Präsidenten hat Mueller bisher angeklagt. Alle wurden verurteilt oder handelten für ein umfassendes Geständnis Strafminderungen aus. Schon lange will Mueller auch Trump verhören. Dessen Berater fürchten aber, dass er sich um Kopf und Kragen reden könnte.

Noch gefällt sich der verurteilte Steuerbetrüger und Geldwäscher Manafort als letzter getreuer Paladin des Präsidenten. Dass er bisher jede Zusammenarbeit mit Mueller verweigert, brachte ihm am Donnerstag ein TwitterLob aus dem Weissen Haus ein. «Paul ist eben kein ‹Umfaller›», schrieb Trump, «... keine Ratte wie John Dean.»

Eine bemerkenswerte Wortwahl: Als Rechtsberater von Richard Nixon war Dean einer der Strippenzieher im Watergate-Skandal. Als er 1972 «umfiel» und aussagte, trat Nixon als Präsident zurück. Als «Ratten» bezeichneten auch New Yorker Mafiabosse der 80er- und 90er-Jahre Mitglieder, die im Verhör eines Oberstaatsanwalts namens Rudy Giuliani reihenweise «umfielen».

Es geht um blindes Glauben

In diesem unappetitlichen Umfeld machte damals übrigens ein gewisser Donald Trump seine ersten Deals. Giuliani ist heute sein persönlicher Anwalt.
Auf einem trumpschen Golfplatz in Schottland warnte Giu­liani am Freitag vor einem Amtsenthebungsverfahren gegen den 45. Präsidenten. Für diesen Fall rechne er mit einer «sehr ernsten Revolte» der Trump Anhänger. Er könnte recht behalten.

Denn längst geht es nicht mehr um Fakten oder Fake News, sondern um blinden Glauben. Am Ende dieser turbulenten Woche glaubt trotz Gerichtsurteilen noch immer weniger als die Hälfte der Trump-Wähler an die Schuld von Cohen oder Manafort. Und selbst wenn – für die Mehrheit der republikanischen Wähler hat diese «Hexenjagd» nichts mit Donald Trump und seiner Regierung zu tun.

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Seit Donald Trump 2016 zum 45. Präsident der Vereinigten Staaten gewählt wurde, wirbelt er die internationale Politik durcheinander. Bleiben Sie auf dem Laufenden mit allen Bildern, News & Videos aus den USA.

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Der US-Präsident sorgt mit seinen kontroversen Aussagen häufiger für Aufruhr in der internationalen Gemeinschaft.
AP Photo

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