Er sass im selben Flieger wie SVP-Glarner – und wird dafür kritisiert
SP-Chef Wermuth reist in die Ukraine

SP-Co-Chef Cédric Wermuth ist seit dem Wochenende in der Westukraine, um für ein Hilfswerk mehrere Schulen zu besuchen. Blick erzählt er von seinen Eindrücken.
Publiziert: 03.10.2022 um 16:58 Uhr
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Aktualisiert: 03.10.2022 um 19:47 Uhr
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SP-Co-Präsident Cédric Wermuth (unten) mit seinem Aargauer SP-Kollegen Stefan Dietrich (rechts) sowie der Rektorin einer Schule in Uschgorod und einem Vertreter eines lokalen Hilfswerks.
Foto: Zvg
Lea Hartmann

SP-Co-Präsident Cédric Wermuth (36) ist am Wochenende in die Ukraine gereist. Der Kurztrip ins Kriegsland erfolgte im Rahmen seines Engagements für die Aargauer Hilfsorganisation Help Now, die vom Co-Chef der Aargauer SP, Stefan Dietrich (48), geführt wird.

Gemeinsam mit dem Aargauer SP-Kollegen besucht er in der westukrainischen Stadt Uschgorod, an der Grenze zur Slowakei und Ungarn, mehrere Schulen. Zudem würden sie Vertreter von Hilfswerken und der Zivilgesellschaft treffen, erzählt Wermuth. Zusammen mit dem kleinen Hilfswerk International Force of Unity wolle man die Schulen unterstützen, in dem man ihnen in einem ersten Schritt bei der Ausrüstung mit Tablets hilft.

«Sie rechnen damit, dass der Unterricht im Winter teilweise wieder von zu Hause aus stattfinden muss, weil sie nicht alle Schulen heizen können», sagt Wermuth. Mit ein Grund dafür ist die Energiekrise wegen des russischen Angriffskriegs, der im Osten und Süden des Landes tobt.

«Meine Familie war nicht sonderlich begeistert»

Er sei mit einem mulmigen Gefühl in die Ukraine aufgebrochen, sagt Wermuth. «Meine Familie war ehrlich gesagt nicht sonderlich begeistert. Die Angst, dass etwas passieren kann, ist da.» Man sei vorbereitet, falls man sehr rasch das Land verlassen müsste. «Viele Leute hier sagen, dass sie früher oder später mit einem Einsatz von taktischen Nuklearwaffen durch Putin rechnen.»

Auch wenn die Stadt Uschgorod weit weg von der Front ist, sei der Krieg auch hier allgegenwärtig, erzählt Wermuth. «Die Region ist bisher nicht direkt betroffen vom Krieg. Aber mehrmals täglich sind Sirenen zu hören wegen möglicher Luftangriffe, auf den Strassen und bei offiziellen Gebäuden stehen Barrikaden mit Sandsäcken.» 350'000 Binnenflüchtlinge haben gemäss offiziellen Angaben in der Region mit 1,2 Millionen Einwohnern Schutz gesucht.

Dennoch sind Restaurants und Cafés geöffnet, der Alltag geht seinen Gang. «Man merkt, wie versucht wird, sehr bewusst ein so normales Leben wie möglich zu leben. Aber auf allem liegt eine Schwere, die sehr drückend ist.» Auffallend sei zudem «dass deutlich weniger junge Männer als junge Frauen» in der Stadt unterwegs seien, weil sehr viele junge Männer eingezogen worden sind.

Wermuth betont, dass er keinen Kriegstourismus betreiben wolle. Es gehe darum, die ukrainischen Partner des Hilfsprojektes kennenzulernen und Vertrauen aufzubauen. Am Dienstag geht es bereits wieder zurück in die Schweiz.

SVP-Glarner kritisiert Wermuth

Kritik muss Wermuth nicht für die Reise an sich, sondern für die Wahl des Transportmittels einstecken. Der SP-Chef reiste mit dem Flugzeug nach Budapest und von da mit dem Auto bis zur Grenze. Die letzte Etappe legte er schliesslich im Zug zurück. SVP-Nationalrat Andreas Glarner (59) erinnert den Aargauer Kollegen auf Twitter daran, dass er sich selbst einst für ein Verbot von Flügen starkgemacht habe, und zwar bei Reisezielen, die in weniger als zwölf Stunden mit dem Zug erreichbar sind. Glarner postete ein Foto des SBB-Fahrplans, der zeigt, dass das im Falle einer Reise von Zürich nach Budapest gegeben wäre.

Darauf angesprochen, sagt Wermuth, dass die Fahrt nach Uschgorod, dem Ziel der Reise, mit dem Zug einen Tag gedauert hätte. «Wir haben natürlich alle Optionen geprüft. Am Ende wählten wir den schnellsten Weg, auch aus Sicherheitsgründen.»

SVPler waren im gleichen Flieger

Dass Glarner überhaupt von Wermuths Flug nach Budapest wusste, liegt daran, dass dieser und weitere SVPler zufälligerweise im selben Flieger sassen. Während Wermuth in die Ukraine weiterreiste, trafen die SVP-Nationalräte Vertreter der ungarischen Regierung, deren Präsident Viktor Orban als Putin-Freund gilt.

Glarner sagt auf Anfrage, es handle sich um eine Reise der parlamentarischen Freundschaftsgruppe Schweiz-Ungarn. Eine Reise, an der allerdings nebst dem Sekretär der Gruppe nur SVP-Nationalräte teilnahmen. Man habe unter anderem den Parlamentspräsidenten László Kövér (62) und die Justizministerin Judit Varga (42) getroffen. Kövér ist eines der Gründungsmitglieder der rechtspopulistischen Fidesz-Partei von Premier Orban. «Die Reise erfolgte auf unsere Kosten», unterstreicht Glarner.

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