Heute Freitagabend geht es in der SRF-«Arena» zur Sache: Thema der Sendung ist der Ukraine-Krieg und seine Auswirkungen auf die Schweiz: Sollen wir Waffen liefern? Oligarchen-Vermögen beschlagnahmen? Und ist das alles mit der Schweizer Neutralität vereinbar? Darüber diskutieren die Parteispitzen in der Präsidenten-«Arena», wie Moderator Sandro Brotz (52) am Mittwoch stolz mitteilte.
Nur: Ganz so präsidial ist die «Arena» zwei Tage später nicht mehr. Zwar stehen SP-Co-Präsidentin Mattea Meyer (34), Mitte-Chef Gerhard Pfister (59), FDP-Präsident Thierry Burkart (46) und Grünen-Chef Balthasar Gättli (50) im SRF-Studio. Für die SVP steigt aber nicht etwa Marco Chiesa (47) in den Ring – sondern Roger Köppel (57).
Weder Martullo noch Amaudruz noch Dettling
Auch die GLP wird nicht durch Jürg Grossen (52) vertreten, sondern durch Nationalrätin Melanie Mettler (44). Doch die Bernerin ist immerhin Vizepräsidentin der Partei. Köppel ist das nicht – bei der SVP besetzen nämlich Céline Amaudruz (43), Magdalena Martullo-Blocher (52) und Marcel Dettling (41) diese Spitzenposten.
Wie also kommt Köppel in die «Arena»? SRF schreibt auf Blick-Anfrage, SVP-Parteipräsident Marco Chiesa und SVP-Vizepräsidentin Magdalena Martullo-Blocher seien nicht verfügbar gewesen. «Roger Köppel ist in der Parteileitung und bei der SVP zuständig fürs Dossier zum Sendungsthema und daher Teil der Parteispitzen-‹Arena› von heute Abend», so Redaktionsleiterin Franziska Egli (38).
Das stimmt nur halb: Köppel ist zwar Mitglied in der 27-köpfigen Parteileitung, aber lediglich in seiner Funktion als «Verantwortlicher» für den Politikbereich Europapolitik – um die es am Freitagabend nun wirklich nicht geht.
Druckversuch der SVP?
«CH Media» mutmasste, dass Köppels Einladung ein Test fürs SRF sei: Denn bei der Aussprache nach dem letzten Eklat zwischen der «Arena» und der grössten Partei im Land habe die SVP moniert, dass Köppel nicht mehr eingeladen werde. Aus Sicht der SVP ist das für sie ein Nachteil, denn rhetorisch macht dieser oft eine bessere Figur als andere Exponenten. Allerdings hat eine «Arena» mit Köppel die Tendenz, zu einer One-Man-Show zu werden.
Bei den anderen Parteien, die sogar vor dem anstehenden Abstimmungssonntag ihre Chefinnen und Chefs schicken, kommt der Sonderzug für die SVP jedenfalls schlecht an. «Für die SVP gelten offenbar andere Regeln», heisst es aus einer Partei. «Offensichtlich lohnt es mehr, das SRF zu sanktionieren als anständig zu sein», aus einer anderen.
Sogar in der SVP ist man irritiert
Und selbst in der SVP ist die Irritation gross, dass Köppel in den Leutschenbach geschickt wird – ausgerechnet in jener Woche, in der die Immunitätskommission des Nationalrats seine parlamentarische Immunität aufgehoben und damit den Weg für eine Strafuntersuchung gegen ihn geebnet hat.
Immerhin: Von einer Präsidenten-«Arena» redet Brotz nun selbst nicht mehr. Jetzt freut er sich auf drei Themen und sechs Gäste.