Wer solche Parteifreunde hat, braucht keine Feinde. Ein Twitter-Austausch zwischen mehreren SVP-Kollegen ist komplett eskaliert. Mittendrin der Aargauer SVP-Nationalrat Andreas Glarner (59) – mal wieder.
Dabei beginnt alles vergleichsweise harmlos. Mit einem fast schon alltäglichen Tweet verschafft sich Dumeng Girell di Giovanoel vom Verein Netzcourage, der sich gegen Hass im Internet einsetzt, etwas Luft: Seit er für den Verein arbeite, müsse er sich immer wieder mit persönlichen Angriffen auseinandersetzen. «Mit der Zeit nagt es trotz grosser Resilienz auch an meiner Psyche», klagt er.
Und dann geht es auch schon los. SVP-Nationalrat Glarner, der um deutliche Worte selten verlegen ist und zu den regelmässigen Kritikern des Vereins und von Geschäftsführerin Jolanda Spiess-Hegglin (41) gehört, ist sofort zur Stelle: «Und so ein Weichei ist Offizier in der Schweizer Armee …», zieht er über den Netzaktivisten her.
«An Erbärmlichkeit kaum zu toppen»
Glarners Tweet sorgt gewaltig für Ärger – gerade in der eigenen Partei. Michael Frauchiger, Präsident der SVP Stadlerberg ZH, haut ebenfalls sofort mit dem Zweihänder zu: «Du bist an Peinlichkeit und Erbärmlichkeit kaum zu toppen», geht er auf Parteikollege Glarner los. Und: «Du bist als Nationalrat untragbar!»
Das wiederum lässt Glarner nicht auf sich sitzen. Um scharfe Worte selten verlegen, schlägt er sogleich zurück – und wie. Er beschimpft Frauchiger als «Nestbeschmutzer» und droht ihm, für seinen Parteirauswurf zu sorgen.
Damit aber ist das Ganze noch immer nicht erledigt. Jetzt schaltet sich auch noch Sam Büsser, der bis im vergangenen Jahr in der Jungen SVP politisierte, ein. Die Diskussion gewinnt dadurch allerdings nicht an Niveau. Auch er beschimpft Nationalrat Glarner als Nestbeschmutzer, den er am liebsten auf eine Insel ausschaffen würde. «So bei Affen und so, dann wirken die nicht mehr ganz so dumm», stellt er die Intelligenz von Glarner infrage.
SVP gibt sich diplomatisch
Dass solche Hahnenkämpfe in aller Öffentlichkeit dem Image der Partei nicht zuträglich sind, ist offensichtlich. An der Parteispitze dürfte das nicht gerne gesehen werden.
Peter Keller (51), Nationalrat und Generalsekretär der SVP Schweiz, versucht aber, den Ball flach zu halten: «Ich bin nicht auf Twitter und kenne die genauen Zitate nicht», stellt er klar und hält fest, dass die Partei Aussagen einzelner Mitglieder nicht kommentiere. Zu einem persönlichen Kommentar lässt sich Keller aber dann doch noch hinreissen: «Vielleicht sollten manche weniger twittern und bei diesem schönen Wetter eher mal in die Berge gehen.»
Die SVP-Streithähne werden wohl kaum mehr Freunde. So viel aber sei verraten: Am Mittwoch war Frauchiger noch immer Parteimitglied, wie er selber via Twitter verkündet. Und auch am Donnerstag war er im Internet noch immer als aktueller Präsident der SVP Stadlerberg aufgeführt. Für weiteren Diskussionsstoff innerhalb der Parteireihen dürfte also gesorgt sein. (dba)