Räuber Carlo F. (78) vor Gericht – ihm droht eine lange Zusatzstrafe
Hat er auch die Küsnachter Millionärin (†87) getötet?

Kann der brutale Mord an einer betagten Millionärin (†87) aus dem Jahr 1997 endlich gesühnt werden? Am 1. November steht der Räuber Carlo F. vor dem Bezirksgericht Meilen. Seine DNA war am Tatort gefunden worden.
Publiziert: 25.10.2021 um 00:48 Uhr
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Aktualisiert: 25.10.2021 um 09:25 Uhr
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Hat Carlo F. (78) – hier erkannt auf einer Videoüberwachung auf Teneriffa – etwas mit dem Mord einer Millionärin in Küsnacht von vor 20 Jahren zu tun?
Foto: Kapo BE
Viktor Dammann

Es war eines der grausamsten Tötungsdelikte jener Zeit. Am 5. Juli 1997 entdeckte die Polizei in Küsnacht ZH in einer Villa die gefesselte Leiche der Millionärin E. C.* Die alleinstehende Witwe (†87) war im Keller mit Schlägen brutal misshandelt worden. Am Montag steht nun ihr mutmasslicher Mörder, der Italiener Carlo F. ** (78), vor dem Bezirksgericht Meilen. 24 Jahre nach der Bluttat.

Gemäss der Anklageschrift von Staatsanwalt Michael Scherrer ging Carlo F.* damals äusserst brutal und skrupellos vor. Er sei in die Villa eingedrungen, um Geld und Wertsachen zu stehlen. Als er sein 87-jähriges Opfer im Erdgeschoss antraf, begann der Räuber der alten Frau massiv auf Kopf und Körper einzuschlagen. Darauf fesselte er die Wehrlose mit Schuhbändeln, Packschnüren und einer Wäscheleine und verknotete ihr die Arme auf dem Rücken. Dazu verband er die Fesselung mit der Türfalle. Danach liess der Täter die verletzte Frau einfach liegen und suchte das Weite.

Das Opfer starb elend und qualvoll

Staatsanwalt Scherrer bezeichnete die Fesselung als «folterähnlich». Das Opfer habe dadurch einen «elenden und qualvollen Todeskampf erleiden müssen». E. C. sei nach ein bis zwei Stunden durch den Sauerstoffmangel und schliesslich an akutem Herzversagen gestorben.

Die Ermittlungsbehörden gehen davon aus, dass sich der Italo-Gangster nach der Tat nach Spanien abgesetzt hatte. Dort lebte er in einem Wohnmobil, derweil die Zürcher Ermittler im Dunkeln tappten.

Carlo F. missbrauchte die Tochter der Bijoutier-Familie

Im September 2016 suchte Carlo F. erneut die Schweiz auf. Er hatte es auf ein Thuner Juweliergeschäft abgesehen. Zu diesem Zweck überfiel der Gangster die Besitzerfamilie in ihrer Wohnung. Er bedrohte das Ehepaar und dessen minderjährige Tochter mit einer Pistolenattrappe und zwang sie, ihn zu ihrem Geschäft zu fahren und ihm Schmuck im Wert von über 100'000 Franken auszuhändigen. Um seine Geiseln einzuschüchtern, zog er ihnen vermeintlich mit Sprengstoff gefüllte Rucksäcke an. Während des Raubüberfalls zwang er gar die minderjährige Tochter, ihn sexuell zu befriedigen.

Mithilfe eines Phantombildes und Fotos einer Überwachungskamera konnte Carlo F. 2017 auf Teneriffa schliesslich dingfest gemacht und an die Schweiz ausgeliefert werden. Er wurde später für den brutalen Raub zu sieben Jahre Knast verurteilt.

Mittlerweile waren die Polizeiermittler bei der Spurenauswertung auf eine Gemeinsamkeit beider Tatorte gekommen. Sowohl beim Mord in Küsnacht als auch in der Wohnung des Juwelierehepaars hatten identische DNA-Spuren gesichert werden können. Sie gehörten in beiden Fällen zu Räuber Carlo F.

Staatsanwalt Scherrer beantragt für den brutalen Mord eine Zusatzstrafe von elf Jahren zu den sieben Jahren Knast wegen des Thuner Juwelenraubs. Carlo F. bestreitet, die Millionärin E.C. umgebracht zu haben. Die Anwältin des Italieners konnte nicht kontaktiert werden.

* Name der Redaktion bekannt

** Name geändert

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