Düstere Corona-Prognosen
«Wir müssen uns auf eine tiefe Krise einstellen»

Die Schweizer Wirtschaft leidet enorm unter den Folgen der Corona-Pandemie. Die Beamten von Bundesrat Guy Parmelin rechnen mit Horror-Szenarien.
Publiziert: 08.04.2020 um 21:56 Uhr
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Die Prognosen sind düster: Wegen der Corona-Krise droht in der Schweiz eine Arbeitslosigkeit von bis zu 7 Prozent.
Foto: Keystone
Daniel Ballmer

Es sind düstere Bilder, die SVP-Bundesrat Guy Parmelin (60) und sein Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) zeichnen. Zwar scheinen die Behörden die Corona-Epidemie langsam in den Griff zu bekommen. Die Folgen dürften für die Schweizer Wirtschaft aber noch lange zu spüren sein. «Eine Arbeitslosigkeit von bis zu 7 Prozent könnte Realität werden», warnte Parmelin am Mittwoch.

Schon jetzt steigen die Arbeitslosenzahlen rapide. Allein im März ist die Quote von 2,5 auf 2,9 Prozent gesprungen. Und: Fast jeder dritte Arbeitnehmer oder insgesamt 1,5 Millionen Personen befinden sich bereits in Kurzarbeit.

Die Schweiz steht am Rand einer Rezession

Schätzungen gingen bereits jetzt von einem Produktionsausfall von 25 Prozent aus. «Wir müssen uns auf eine tiefe Krise einstellen, die lange dauert», sagte Parmelin weiter. Die Wirtschaft müsse unterstützt werden, aber gleichzeitig müssten die Ressourcen geschont werden, damit nicht künftige Generationen auf den Schulden sitzen blieben.

Das Seco hat seine bisherige Konjunkturprognose mittlerweile mit zwei neuen Szenarien ergänzt – beide negativ.

  • Im Szenario 1, der «V-Rezession», würde der Shutdown etwa Ende Mai vollständig aufgehoben, im Ausland allenfalls länger dauern. Unter diesen Annahmen resultiere für das Jahr 2020 ein BIP-Rückgang von 7 Prozent. Die Arbeitslosigkeit würde auf rund 4 steigen, es gebe Insolvenzen.
    Im zweiten würde allerdings eine zügige Konjunkturerholung einsetzen, die zumindest mittelfristig eine Erholung verspricht. Für 2021 würde sich dadurch ein Wachstum von 8 Prozent ergeben.
  • Im Szenario 2, der «L-Rezession», würde der Shutdown im Inland und bei wichtigen Handelspartnern länger dauern. Im Inland würde er erst ab Juni allmählich gelockert. Damit wäre bei verschiedenen Dienstleistungsbranchen nur eingeschränkt mit einer Erholung zu rechnen. Es würde zu Entlassungs- und Insolvenzwellen kommen. Das BIP ginge um 10 Prozent zurück, die Arbeitslosigkeit würde auf 7 Prozent steigen.

Die Menschen sollen möglichst bald wieder arbeiten können

Allerdings seien die Zahlen noch sehr unsicher, wie das Seco einräumt. Klar aber ist: Die Schweizer Wirtschaft wird noch lange unter der Corona-Krise leiden. «Wir müssen nun alles dafür tun, dass die Leute bald wieder arbeiten können», sagte Parmelin. So soll die wirtschaftliche Wertschöpfung auf einem möglichst hohen Niveau beibehalten werden.

Gleichzeitig ist es wichtig, dass keine zweite Infektionswelle über die Schweiz rollt. «Es müssen sich deshalb alle auch weiterhin an die Distanz- und Hygieneregeln halten», betonte Parmelin. Das gelte gerade für jene Branchen, die Ende April Schritt für Schritt wieder geöffnet werden sollen. «Wir können uns keine neuen Infektionsherde erlauben», sagte Parmelin. Jede Verlängerung der Einschränkungen käme die Schweiz teuer zu stehen.

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